Diese Monographie liefert eine längst überfällige, hochinteressante Werk-Interpretation des frühmodernen deutsch-polnischen Schriftstellers Stanislaw Przybyszewski. Die führende Przybyszewski-Expertin Gabriela Matuszek weist nach, wie präzise seine Texte die Krise des Subjekts und den Zerfall des kollektiven Weltbildes sowie die daraus resultierenden existenziellen und ästhetischen Konsequenzen (z. B. die Hysterie, den Nihilismus, das Ekstatische) abbilden. Bei Przybyszewski sind Neurose und Psychose die deutlichsten Ausdrucks¬formen für die verborgenen Chiffren von Kultur und deshalb analysiert er das „erotische“ und das „kranke“ Subjekt. Sein Œuvre dokumentiert diese durch die Moderne bedingte, vielschichtige Krise im Allgemeinen und ist ausgezeichnetes Anschauungsmaterial für jene des Männlichen gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Besonderen. Das Buch verbindet die klassische Monographie (samt Diachronie und linearer Erzählstruktur, die hier auf drei Ebenen geführt wird) mit neuen Lesarten, welche die Primärtexte in moderne und postmoderne Zusammenhänge einbetten. Das vorliegende Buch ist die Übersetzung einer 2008 in Krakau publizierten Monographie, die 2009 mit dem Preis des Polnischen Wissenschafts- und Hochschulministers ausgezeichnet wurde.