Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Pädagogik - Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Note: 2, Universität zu Köln (Seminar für Hörgeschädigtenpädagogik), Veranstaltung: Zweisprachige ERziehung gehörloser Kinder, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Diskussion um die gebärdensprachlich orientierte Erziehung gehörloser Schüler, also die Diskussion darüber, ob gehörlose Kinder die Gebärdensprache erlernen und im Unterricht anwenden sollen oder nicht, geht zurück auf die Anfänge institutionalisierter Erziehung Hörgeschädigter Ende des 18. Jahrhunderts. Schon damals war die Hörgeschädigtenpädagogik beherrscht durch einen Methodenstreit zwischen Anhängern lautsprachlich und Anhängern gebärdensprachlich orientierter Erziehung gehörloser Kinder. Das auf die Gebärdensprache ausgerichtete Konzept, auch die Französische Methode genannt, wurde 1770 von Abbé de l`Epée (1712-1789) eingeführt . Er gründete in Paris ein privates Taubstummeninstitut, an dem er seine Schüler mittels eines gebärdensprachlichen Zeichensystems unterrichtete. Unterstützt wurde diese gebärdensprachliche Kommunikation durch das Handalphabet und die Schrift. Die Lautsprache hatte im Institut von Abbé de l`Eppée so gut wie keine Bedeutung, auch als es nach seinem Tod durch Abbé Sicard (1742-1822) weitergeführt wurde. Der Französischen Methode gegenüber stand ein deutsches Konzept, das durch Samuel Heinicke mit Gründung des „Kürfürstlich-Sächsischen Instituts für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen“ 1778 in Leipzig eingeführt wurde. Heinicke vertrat die Meinung, die Lautsprachvermittlung habe an erster Stelle zu stehen. Entsprechend betonte er die Notwendigkeit der alltagsorientierten Artikulation und bahnte das Lesen mit der Ganzheitsmethode (eine Methode, bei der das Kind mittels ganzer Wörter und nicht einzelner Buchstaben das Lesen lernt) an. Dem Absehen der Laute vom Mund und dem Schriftbild maß er eine minimale Bedeutung zu, die Gebärde lehnte er ganz ab. So unterschiedlich und gegensätzlich die beiden Schulen in Paris und Leipzig mit den dort praktizierten Methoden auch waren, so hatten sie doch eines gemeinsam: Sie waren erfolgreich und diese Erfolge ebneten einer institutionalisierten Bildung und Erziehung Gehörloser den Weg. Man orientierte sich methodisch an einem der beiden Konzepte, wobei zunächst eine vermehrte Ausrichtung an der Französischen Methode festzustellen war. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich dann in den deutschsprachigen Ländern die lautsprachig orientierte Erziehung Hörgeschädigter durch.