Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Archäologie, Note: 1,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Veranstaltung: Methodisches Hauptseminar: Ausgewählte Probleme zur Frühgeschichte., Sprache: Deutsch, Abstract: Die slawische Besiedlung Mitteleuropas umfassend quellenkritisch darzustellen, ist eine Aufgabe, die ohne weiteres eine Monographien-Reihe füllen könnte. Eine vollständige Aufarbeitung der über 100jährigen Forschungstradition zwischen Panslawismus und deutsch-nationalem Chauvinismus, zwischen faschistischer Ideologie und intentioneller Revision derselben in der DDR-Altertumsforschung wäre dafür genauso dringend durchzuführen wie eine Aufarbeitung der zahlreichen archäologischen Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte. Philologische und toponomastische Ansätze, insbesondere der Hydronomie, müssten genauso überprüft werden wie die oft zur absoluten Datierung frühgeschichtlicher Stätten herangezogenen Fundstücke. In einem engen Rahmen kann das nicht umfassend geschehen. Im folgenden sollen deshalb zwei Modelle vorgestellt und kritisch diskutiert werden, die stellvertretend für die derzeitige deutsche Slawenforschung zum einen und jene der ehemaligen DDR zum anderen stehen. Ausgehend von einer grundsätzlichen Einführung in die Quellenlage zur Besiedlung Mitteleuropas durch Slawen soll zunächst JOACHIM HERRMANNS Modell der slawischen Besiedlung vorgestellt werden. Es wird in diesem Zusammenhang zu fragen sein, welche Methoden und historischen wie archäologischen Argumente diesen Annahmen zu Grunde liegen. Diese werden, so weit es möglich ist, in einem nächsten Schritt kritisch überprüft. Daran schließt sich eine analoge Untersuchung am Modell SEBASTIAN BRATHERS an. Durch diese Fallstudien soll auf die wesentlichen Probleme des Themas eingegangen werden – konkret sind das neben der relativen und absoluten Datierung der Einwanderung vor allem abstrahierende Modellvorstellungen zum Wesen der slawischen Ausbreitung sowie die äußerst strittigen Versuche, einzelne Elemente der materiellen Kultur ethnischen Gruppen zuzuweisen, beziehungsweise Ethnien durch solche zu benennen. Was dadurch entstehen kann, ist eine exemplarische Abhandlung zu einem ausgewählten Problem der slawischen Besiedlung Mitteleuropas – gewissermaßen ein Stein im Mosaik.