Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2,1, Hochschule Darmstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Diagnose „Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS)“ wird heute öfter denn je gestellt. Die Behandlung dieses Syndroms erfolgt in den meisten Fällen über die Verabreichung eines Psychopharmakons, überwiegend des Amphetamins Ritalin. Eine der Schwierigkeiten beim Thema ADS besteht darin, dass die Diagnose von der subjektiven Entscheidung des Diagnostikers abhängt (vgl. Amft, Gerspach, Mattner, 17) und diese u. a. auf den (wiederum subjektiven) Beschreibungen des betreffenden Kindes von Eltern, LehrerInnen usw. aufbaut. Die Diagnose weist also eigentlich darauf hin, welches Verhalten vom Diagnostiker bzw. dem sozialen Umfeld des betroffenen Kindes als „normal“ erachtet wird und welches Verhalten die Toleranzgrenze überschreitet und somit als „abnormal“ gilt. In der vorliegenden Hausarbeit mit dem Thema „Kritische Betrachtung des Normalitätsbegriffes am Beispiel des Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms“ möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, was die Zunahme dieser Diagnose und die damit verbundenen Behandlungsmethoden über die herrschende Vorstellung von Normalität aussagen. Hierbei werde ich im Besonderen den Norm-Begriff in der Schule betrachten, weil sich dort meiner Meinung nach die Differenz zwischen Anpassung und Abweichung in Bezug auf das ADS am deutlichsten zeigt. Auf andere soziale Zusammenhänge, wobei hier vor allem die Familie und weitere nahe Bezugspersonen zu nennen wären, werde ich aus Platzgründen nicht näher eingehen. Ich werde im Folgenden so vorgehen, dass ich anfangs den Normalitätsbegriff im Allgemeinen und dann die Normansprüche in Institutionen, im Besonderen in der Schule, erläutern werde. Als nächstes werde ich versuchen, das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom zu beleuchten und zwar vor allem im Hinblick auf die vorherrschende medizinische Perspektive und kurz die ganzheitliche Perspektive anschneiden. Hierbei werde ich mich ausschließlich auf das ADS bei Kindern beziehen und mich nicht mit dem ADS im Erwachsenenalter beschäftigen. Im letzten Teil werde ich die beiden vorangegangenen Teile miteinander verbinden und herausarbeiten, warum das ADS als abweichendes Verhalten betrachtet wird. Dabei werde ich sowohl auf den Sinn einer Pathologisierung für die Zuschreibenden zu sprechen kommen als auch auf den subjektiven Sinn, den das Verhalten möglicherweise für den Pathologisierten aufweist.