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Die Vorlesung zur Anthropologie oder Menschenkunden, die Kant jeweils im Wintersemester 1772/73 bis 1795/96 hielt, sollte den Studenten zur Orientierung in ihren künftigen Welterfahrungen außerhalb der Universität dienen. Sie ist außerhalb seines eigenen philosophischen Systems angesiedelt und nicht als Philosophie geführt worden. Trotzdem gibt es sowohl in den Vorlesungsnachschriften als auch in dem 1798 von Kant herausgegebenen Buch Anthropologie in pragmatischer Hinsicht vielfache Beziehungen zur eigenen Philosophie Kants; in dieser wird jedoch nie eindeutig auf die pragmatische…mehr

Produktbeschreibung
Die Vorlesung zur Anthropologie oder Menschenkunden, die Kant jeweils im Wintersemester 1772/73 bis 1795/96 hielt, sollte den Studenten zur Orientierung in ihren künftigen Welterfahrungen außerhalb der Universität dienen. Sie ist außerhalb seines eigenen philosophischen Systems angesiedelt und nicht als Philosophie geführt worden. Trotzdem gibt es sowohl in den Vorlesungsnachschriften als auch in dem 1798 von Kant herausgegebenen Buch Anthropologie in pragmatischer Hinsicht vielfache Beziehungen zur eigenen Philosophie Kants; in dieser wird jedoch nie eindeutig auf die pragmatische Anthropologie Bezug genommen noch kommen in dieser letzteren die Begriffe »Imperativ«, »kategorisch«, »transzendentalphilosophisch« vor. Der Kommentar sucht das spannungsreiche Verhältnis der erhaltenen Kantischen Handschrift zum gedruckten Buch zu klären; es werden die werk-immanenten Verknüpfungen herausgearbeitet, Verbindungen zu anderen Kantischen Schriften angezeigt und Quellen und thematische Parallelentwicklungen in der europäischen Literatur erörtert.
Autorenporträt
Reinhard Brandt, geboren 1937, Studium Latein, Griechisch und Philosophie (Staatsexamen) in Marburg, München und Paris. 1972 bis 2002 Professor für Philosophie in Marburg, viele Gastprofessuren. 2004 Christian-Wolff-Professor in Halle. Leiter der Marburger Arbeitsstelle zur Weiterführung der Akademie-Ausgabe von Kants Gesammelten Schriften. Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Universität Frankfurt und korr. Mitglied der Akademie zu Göttingen, im Sommer 2005 Gast im Wissenschaftskolleg zu Berlin. Bücher: Philosophie in Bildern. Von Giorgione bis Magritte (2000, 2002); Die Bestimmung des Menschen bei Kant (2007, 2009); Können Tiere denken? (2009); Immanuel Kant ¿ Was bleibt? (2010); Wozu noch Universitäten? (2011).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Seine liebe Not bei der Lektüre hatte offensichtlich Gustav Falke und ruft schon gleich am Anfang voller Sehnsucht: "Es gibt eine Schönheit der Kommentare!" Die hat er bei Reinhard Brandt nämlich vermisst. "Vorab", umschreibt er elegant, "fehlt es am innervierten Widerstand gegen Weitläufigkeit", was wohl "Geschwätzigkeit" heißen soll. Dann gibt er Beispiele der ausufernden Kommentierung. Falke kritisiert im Angesicht dieser Informationsflut die fehlende Gründlichkeit der Edition. Manche lateinischen Zitate seien übersetzt, manche griechischen dagegen nicht. Hegel werde aus unterschiedlichen Ausgaben zitiert. An der Sachkenntnis des Kommentars will Falke gar nicht zweifeln. Umfangreiche Forschungen, besonders "zur Entstehungsgeschichte und zum psychologisch-anthropologischen Kenntnisstand am Ende des 18. Jahrhunderts", seien hier gebündelt. Aber um daraus einen brauchbaren Kommentar zu machen, hätte das Manuskript seiner Ansicht nach auf die Hälfte gekürzt werden müssen.

© Perlentaucher Medien GmbH