„Womit habe ich nur solche Kinder verdient?“ (S.119)
..ist das ewige Mantra von Lasses Mutter, die er samt Gipsbein in seine kleine Einzimmerwohnung verfrachtet hat, um ihren Enkel Paul zu hüten, obwohl dessen Mutter jeglichen Kontakt zu der Oma verboten hat. Lasse hat sich gerade aber einen
Auftrag geangelt, der ihn von seinem Amateurfotografen-Status zu einem angesehenen Modefotografen…mehr„Womit habe ich nur solche Kinder verdient?“ (S.119)
..ist das ewige Mantra von Lasses Mutter, die er samt Gipsbein in seine kleine Einzimmerwohnung verfrachtet hat, um ihren Enkel Paul zu hüten, obwohl dessen Mutter jeglichen Kontakt zu der Oma verboten hat. Lasse hat sich gerade aber einen Auftrag geangelt, der ihn von seinem Amateurfotografen-Status zu einem angesehenen Modefotografen erheben könnte und diese Chance will er sich nicht von einem kleinen Hosenscheißer vermasseln lassen. Leider fehlt ihm noch die zündende Idee. Als er seinen Neffen dann aber aus dem Kindergarten abholt, weiß er, dass dies der Ort für sein Shooting werden muss, nun muss er nur noch die Paula, die Chefin der KiTa davon überzeugen, was gar nicht so einfach ist, denn sie ist ein Öko durch und durch – glaubt zumindest Lasse.
Am Anfang waren mir leider beide Protagonisten nicht besonders sympathisch, da sie zu überspitzt dargestellt und krampfhaft in eine Schublade gedrängt wurden. Paula ist nämlich mit ihren dreißig Jahren noch immer Papis kleiner Liebling, die sich nicht traut ihrem Erzeuger Paroli zu bieten und sich damit in eine kleine Zwickmühle manövriert, die eigentlich sehr einfach zu lösen wäre, die Kindergärtnerin aber vor eine schier unlösbare Aufgabe stellt. Dabei hat sie neben ihrem Vater gerade ganz andere Sorgen, denn der Abriss der „Wilden Mirabellen“, wie sie ihre Arbeitsstelle liebevoll getauft hat, rückt immer näher.
Zudem wird sie mir zu sehr als „Gutmensch“ charakterisiert, da in ihrer Frauen-WG nur Fairtrade-Kaffee und Bio-Obst verspeist wird und selbst ihre Kleidung das Prädikat besonders wertvoll verdient, von dem Recycle-Spielzeug für die lieben Kleinen mal zu schweigen. Das war dann selbst mir als überzeugte Vegetarierin zu viel Öko für eine moderne Frau in Berlin-Pankow.
Glücklicherweise schafft es der Autor sie ihm weiteren Verlauf der Handlung aufzulockern, sodass ich sie doch noch mit ihren Eigenarten lieb gewonnen habe und spätestens ab Kapitel 11 war das Eis dann komplett gebrochen.
Für die Kritik an den vielen teuren, schicken Neubauwohnungen der reichen Anwälte und Banker für deren Wohlbefinden die gemütlichen Laubenpieper ihren Platz räumen müssen und die heile Natur gepflastert wird, gibt es einen Extra-Punkt, da mir die Betonklötze auch ein Dorn im Auge sind.
Ein typischer Frauenroman mit romantischen Szenen zum Schmachten ist „Krokofantenküsse“ nicht, dafür ist der kleine Paul mit seinen „Kacka“-Ausrufen zu oft ein Stimmungskiller, aber der Humor von Sven Ulrich hat mich wirklich überzeugt und für einen Mann hat er sich in diesem eher weiblichen Genre hervorragend geschlagen und das belohne ich mit vier Sternen. :-)