Die vorliegende Arbeit unternimmt es, die massenhafte Produktion von Gebrauchskeramik einer Firma zu untersuchen, die seit fast 200 Jahren als „Marktführer“ gilt. Seitdem die Forschung nicht mehr allein die Einzelstücke der Kunstkeramik oder die Luxusprodukte der höfischen Porzellanmanufakturen beachtet und die Massenproduktion der keramischen Gebrauchsgeräte nicht mehr allein die billige Reproduktion der höfischen Modelle verfolgte, geraten auch die eigenständigen Formqualitäten des keramischen Massenproduktes seit dem Ende des Historizismus zunehmend ins Blickfeld. Ausstellungen wie die der „Weimarer Keramik“ in Mailand 1984 und Nürnberg 1985 sowie Museumssammlungen in Nürnberg und im Bröhan-Museum seit 1985 haben den Formenreichtum und die Dekorphantasie einer ganzen Anzahl von großen und kleinen Steingutfirmen vor Augen geführt. Deren personelle und formale Verbindung mit den Zentren der Avantgarde vom Jugendstil zum Bauhaus und der Bunzlauer Fachschule wird immer deutlicher. Die Aufarbeitung der maßgebenden Manufakturen hat begonnen und setzt sich mit der vorliegenden Arbeit fort. Die Produktgeschichte von Villeroy & Boch, die gemeinhin als anonyme Firmenschöpfung gilt, gliedert sich überraschenderweise in eine Abfolge von Kapiteln künstlerisch gestaltender Arbeit von selten schwacher, durchweg hoher und manchmal überragender und zeittypischer Qualität. Die Rekonstruktion dieser, bestimmten Künstlern zuschreibbaren Formschöpfungen, es sind Van de Velde, Behrens, Olbrich, Gradl, A. Niemeyer, G. Partz, Gretsch, Mezger genannt, steht im Vordergrund des Interesses. Diss. Bonn 1995.