Über Heilige und Scheinheilige, Märtyrer und Spione: eine andere Geschichte des Iran. Der Iran ist ein unberechenbares Land: undurchdringlich, verworren und geheimnisvoll. ZEIT-Journalist Ulrich Ladurner hat sich auf den Weg gemacht, um das Land und seine Menschen zu verstehen. Begleitet hat ihn sein Freund Amad, der in der Millionenstadt Teheran lebt, wo er aufgewachsen ist. In den vielen Jahren ihrer gemeinsamen Erkundungen hat Ladurner ihm aufmerksam zugehört - und Schicksale gesammelt. In seinen "Geschichten aus Teheran" erzählt er vom Ladenbesitzer Amir, der zum Heiligen wird und dabei gute Geschäfte macht; vom Fabrikanten Baba Zede, der mit skeptischem Auge jede Scheinheiligkeit seiner Nachbarn registriert; von der schönen Robabeh, die allen den Kopf verdreht und eine denkwürdige Entscheidung trifft; von drei jungen Männern, die völlig unterschiedliche Lebenswege einschlagen; vom Trinker, der zum Mörder wird; von der religiösen Eiferin, die für ihren Gott alles tun würde. Er erzählt von einem halben Jahrhundert iranischer Geschichte: wie die Iraner unter der Herrschaft des Schahs litten, wie sie die Revolution der Mullahs und den Krieg gegen den Irak erlebten und wie es heute, an der Schwelle zu einem neuen Krieg, um sie steht. Der Iran zeigt viele Gesichter, manche schön, manche hässlich, alle aber auf ihre Weise berührend. Ulrich Ladurner verschränkt in diesen Geschichten historische Fakten und persönliche Schicksale, die durch den Alltag hindurch den Blick auf den Iran schärfen, Geschichte für Geschichte.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Najem Wali ist Ulrich Ladurner sehr dankbar für diesen Einblick in die Welt der Menschen rund um den Teheraner Asadiplatz, deren ein halbes Jahrhundert umfassenden Lebensgeschichten der Autor beim Besuch eines Freundes dort kennengelernt und im vorliegenden Band verdichtet hat. Herausgekommen ist dabei "kein trockenes, politisch nüchternes Buch", sondern eines, das neugierig macht auf die Menschen vor Ort, die hinter den alltäglichen Nachrichten- und Schreckensmeldungen aus dem Land verschwinden, freut sich der Rezensent, der sich allerdings noch weit mehr gefreut hätte, wenn Ladurner seinen auch literarischen Enthusiasmus ein klein wenig gezügelt hätte: Die teils hochtrabenden philosophischen Gedanken, die man hier von einfachen Menschen hört, hält Wali für eine kreative Eigenleistung des Autors.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH