Die traditionelle Forschung zur interkulturellen Kommunikation geht von der zentralen These aus, dass Kultur ein omnirelevanter Faktor ist, der die Verständigung in zweitsprachlichen Interaktionen erschwert und negative interaktionale Konsequenzen für die Gesprächsorganisation hat. Doreen Siegfried widerlegt diese These auf empirischer Grundlage. Mittels Mikroanalysen authentischer Telefongespräche aus dem deutschen und schwedischen Unternehmensalltag wird nachgewiesen, dass GesprächsteilnehmerInnen in deutsch-schwedischen Wirtschaftsgesprächen über sprachliche Unterschiede hinweg im Stande sind, problematische Sequenzen routiniert zu meistern und dass Kultur nur in seltenen Fällen als Ressource für die Gesprächsorganisation dient. Die Ergebnisse der qualitativen Analyse werfen ein neues Licht auf zentrale Vorannahmen und fokussierte Fragestellungen der gängigen interkulturellen Kommunikations-Forschung, die kulturelle Selbst- und Fremdverortungen im Gespräch bisher nicht als Ressource der Gesprächsorganisation berücksichtigt hat. Die Einzelfallstudie, die weit verbreitete Thesen anhand eines konkreten Falls empirisch prüft und detaillierte Aussagen über kommunikative Ressourcen zur Bewältigung bestimmter Handlungen trifft, stellt somit einen geeigneten Ausgangspunkt für anschließende fallübergreifende Analysen dar.
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