Die „Kulturgeschichte des Altertums“ von Egon Friedell ist das entsprechende Gegenstück zu seiner monumentalen „Kulturgeschichte der Neuzeit“, die in drei Bände von 1927 bis 1931 im Münchner C. H. Beck Verlag erschienen war. Der internationale Erfolg veranlasste Friedell, sich auch mit ausgewählten
Kapiteln des Altertums intensiv zu beschäftigen.
Nach dem Machtangriff der Nationalsozialisten…mehrDie „Kulturgeschichte des Altertums“ von Egon Friedell ist das entsprechende Gegenstück zu seiner monumentalen „Kulturgeschichte der Neuzeit“, die in drei Bände von 1927 bis 1931 im Münchner C. H. Beck Verlag erschienen war. Der internationale Erfolg veranlasste Friedell, sich auch mit ausgewählten Kapiteln des Altertums intensiv zu beschäftigen.
Nach dem Machtangriff der Nationalsozialisten konnte Friedell aber nicht mehr in Deutschland publizieren, daher musste sich der Münchner C.H. Beck Verlag von seinem Erfolgsautor trennen. So erschien 1937 die „Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients“ im Zürcher Helikon-Verlag. Es war das letzte bedeutende Werk, das zu Lebzeiten des Autors erschien.
Ein Jahr später hatte Friedell gerade die „Kulturgeschichte Griechenlands“ beendet, als er am 16 März 1938 nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich freiwillig durch einen Sprung aus dem Fenster aus dem Leben schied. Das Manuskript wurde von der Gestapo beschlagnahmt, konnte aber durch den Mut der Erben gerettet werden. Während des Krieges, im Jahre 1940, erschien es im besetzten Norwegen in norwegischer Sprache, ohne dass die deutschen Besatzungsbehörden daran Anstoß nahmen.
Gemeinsam mit der „Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients“ erschien das Werk dann 1950 posthum wieder im C.H. Beck Verlag in einer „Kulturgeschichte des Altertums“, die Friedell dreibändig geplant hatte, aber infolge seines tragischen Todes unvollendet geblieben war. Ein drittes Kapitel mit dem Titel „Der Schatten der Antike“ existiert noch als bislang unveröffentlichter Entwurf in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Friedells Kulturgeschichte gibt ein kulturhistorisches und komplexes Bild des Lebens und der Kultur im Altertum. In der „Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients“ setzt er sich mit dem antiken Mesopotamien, dem alten Israel, der minoischen Kultur auf Kreta und den ägyptischen Dynastien auseinander. Anschaulich schildert den Alltag, die Landschaft und Künste bis hin zur hohen Politik.
Die „Kulturgeschichte Griechenlands“, die Friedell mit dem Untertitel „Leben und Legende der vorchristlichen Seele“ versehen hatte, besteht aus den beiden Kapiteln „Ionischer Frühling“ und „Der Welttag Athens“. Hier vermittelt er eine vielschichtige Anschauung der griechischen Epochen von der Naturphilosophie bis zum Ende des Alexanderzuges, von der Vasenmalerei bis zum griechischen Theater. Daneben finden sich auch zahlreiche Exkurse in die persische und frührömische Geschichte.
Egon Friedells „Kulturgeschichte des Altertums“ ist inzwischen 75 Jahre alt, aber mit seiner farbigen Sprache und den eingestreuten Anekdoten ist das Werk weiterhin äußerst lesenswert. Es ist ein kultureller Leitfaden, der den Leser wissenschaftlich und doch kurzweilig durch die längst vergangenen Epochen der Weltgeschichte führt. Im Diogenes Verlag ist jetzt die 2. Auflage der Taschenbuchausgabe erschienen. Außerdem gab es hier 2008 eine MP3-Hörbuchfassung der „Kulturgeschichte des Altertums“, auf der der bekannte Synchronsprecher Achim Höppner dieses umfangreiche Werk meisterhaft interpretiert.