Brückenschlag
Sybille Schnehage erzählt in ihrem Roman “Kunduztochter“ von der Rettung eines kleinen afghanischen Mädchens, Masumah, einer Pashtunin, deren unverheiratete Eltern das Opfer von Blutrache werden. Masumah, von Geburt an durch ein verkrüppeltes Bein und einen Klumpfuß behindert und ihr
kleiner Bruder Said überleben das grausame Massaker. Durch Zufall wird eine Entwicklungshelferin…mehrBrückenschlag
Sybille Schnehage erzählt in ihrem Roman “Kunduztochter“ von der Rettung eines kleinen afghanischen Mädchens, Masumah, einer Pashtunin, deren unverheiratete Eltern das Opfer von Blutrache werden. Masumah, von Geburt an durch ein verkrüppeltes Bein und einen Klumpfuß behindert und ihr kleiner Bruder Said überleben das grausame Massaker. Durch Zufall wird eine Entwicklungshelferin auf Masumah aufmerksam und sie wird in Deutschland operiert, findet bei einem liebevollen Ehepaar Aufnahme, Halt, Liebe und Geborgenheit. Masumah entwickelt sich von einem kleinen, scheuen Mädchen, früh geprägt von der Geschlechterrolle zu einer selbstbewussten, intellektuellen jungen Frau.
Mit zunehmendem Alter wachsen ihre Sehnsucht nach ihrem kleinen Bruder und die Sehnsucht, das Land wiederzusehen, indem sie geboren und die ersten Jahre verbracht hat. Sie kehrt zurück in ihre Heimat und muss sich mit den konservativen islamischen Traditionen auseinandersetzen, die ihre Freiheit massiv bedrohen…
Diese Geschichte ist eine fiktive Erzählung, doch so emotional geschildert, so realistisch, man könnte fast meinen, so könnte sie sich auch im realen Leben abgespielt haben. Die Autorin beschreibt klar und offen die unterschiedlichen Rollen der afghanischen Gesellschaft, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, den Kodex, wonach die Ehre der Familie einen größeren Wert hat als das Individuum. Dazu gehört, dass die Frau sich den gängigen moralischen Vorstellungen zu unterwerfen hat.
Gleichzeitig spürt der Leser zwischen den Zeilen, dass Frau Schnehage sich intensiv mit dem Land Afghanistan, seinen Traditionen und den Geschlechterrollen auseinandergesetzt hat. Der Roman ist ein Brückenschlag zwischen der freiheitlich, selbstbestimmten Kultur Deutschlands, in der Religion eine eher untergeordnete Rolle spielt und dem religiös sehr konservativen, hauptsächlich islamischen Afghanistan, in dem Stammesrechte noch heute eine große Rolle spielen.
Eine klare Leseempfehlung für Leser, die sich gerne mit fremden Kulturen auseinandersetzen.