Die Untersuchung der beiden zentralen Begriffe der nationalsozialistischen Kunstpolitik, 'entartete Kunst' und 'deutsche Kunst', steht in der Tradition der so genannten 'energetischen' Sprachauffassung, die die kognitions- und handlungsrelevante Rolle der Sprache betont und Sprachgeschichte als Mentalitätsgeschichte begreift. Das Buch bietet eine linguistische Begriffsgeschichte, die aus zwei methodisch-praktischen Teilen besteht. Bedeutungsgeschichtliche Kapitel untersuchen die Genese der Begriffe seit dem späten 18. Jahrhundert mithilfe der Frame-Semantik. Es wird aufgezeigt, wie der wissenschaftliche und der kunstliterarische Begriff der Entartung zunehmend zu einem einheitlichen mentalen Konzept wird, sich vom Begriff der 'deutschen Kunst' absetzt und später in den rassistischen Kunstdiskurs der Nationalsozialisten eingeht. Die diskurspragmatischen Kapitel zeichnen die Geschichte der beiden Begriffe seit der kunstpolitisch heterogenen Zeit der Weimarer Republik bis in die ersten Jahre des 'Dritten Reiches' nach und verfolgen deren zunehmende politische Instrumentalisierung, bis diese ihren Höhepunkt 1937 mit der Ausstellung »Entartete Kunst« erreicht. Ein Kapitel über den so genannten 'Expressionismus-Streit' rundet die Untersuchung ab: Es rekonstruiert, wie intensive Auseinandersetzungen über die 'wahre deutsche Kunst' mit Machtmitteln endgültig beendet werden.
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