Ich arbeite seit einiger Zeit als gelernter Kaufmann in einem Unternehmen aus einer Nachbarbranche der Kunststoffindustrie und hatte zur Aneignung eines gewissen Grundlagenwissens vorher schon "Ulf Bruder: Kunststofftechnik - leicht gemacht", gelesen, was mir dann aber zu sehr verbal-qualitativ
ausgefallen war.
Insofern wurde ich vom vorliegenden Buch nicht enttäuscht. Prof. Bonten bietet einen…mehrIch arbeite seit einiger Zeit als gelernter Kaufmann in einem Unternehmen aus einer Nachbarbranche der Kunststoffindustrie und hatte zur Aneignung eines gewissen Grundlagenwissens vorher schon "Ulf Bruder: Kunststofftechnik - leicht gemacht", gelesen, was mir dann aber zu sehr verbal-qualitativ ausgefallen war.
Insofern wurde ich vom vorliegenden Buch nicht enttäuscht. Prof. Bonten bietet einen zusammenhängenden Einstieg in die wesentlichen Kunststoffherstellungs- und -verfahren. Es werden zunächst die notwendigen Grundlagen in Sachen Werkstoffphysik und Polymerchemie dargestellt und anschließend zu Kunststoffaufbereitung und -verarbeitung sowie einem kurzen Abriss der Produktentwicklung übergegangen. Dabei werden in didaktisch sinnvoller Weise Formeln, Tabellen, Abbildungen und Links zu Youtube-Videos eingesetzt. Manchen Ingenieuren und Technikern mag das immer noch zu verbal ablaufen, aber für mich war es die richtige Mischung.
Ein bisschen durchwachsen war das Umwelt-Kapitel am Ende, das zwar gut über die verschiedenen Arten von Biokunststoffen aufklärt, aber ansonsten eher oberflächliches klimapolitisches Allgemeingut enthält und bei den weiteren Themen (Giftstoffe, Abfälle, Umweltschutz) bei aller berechtigter Verteidigung der Werkstoffklasse "Kunststoffe" die Einwände unter Verweis auf verschiedene Einzelstudien mehr oder weniger ab- und wegbügelt. In diesem Zusammenhang hat mir das fast gar nicht behandelte (und für mich besonders wichtige) Thema des Kunststoffrecyclings gefehlt. Man erfährt zwar, dass Kunststoffabfälle in Deutschland angeblich zu 99 % recyclet werden (dabei aber überwiegend "thermisch recycelt" = verbrannt), aber die Fragen des stofflichen Recyclings hätten mich schon interessiert. Welche Probleme ergeben sich bei der Sortentrennung? Welche Polymere sind überhaupt wie gut recycelbar? Wie funktioniert die Aufbereitung und welche Unterschiede muss man beim Einsatz von Recyclat statt Neuware beachten? Wie entwickelt man Produkte recyclinggerecht? All das hätte man in den einzelnen Kapiteln neben den anderen immer wieder erwogenen Eigenschaften (Funktionalität, Stabilität, Kosten) darstellen können. Hat man aber leider nicht.