Während in der Hauptstadt die Glocken der Kathedrale schlagen, macht ein Bauer im Schein der Lampe eine unerwartete Entdeckung im Stall. Ein Männerchor stimmt in der Gaststube ein Lied an. Ein König auf seinem Kamel folgt einem Sternenschweif. Ein scheinbarer Fischer betrachtet eine eisige Strömung. Michael Fehr versammelt in seinem Debüt unterschiedlichste Menschen und Gruppen "kurz vor der Erlösung". Er nimmt uns von Schauplatz zu Schauplatz mit, zum Fussoldaten, zu Josef und Maria, zur Musikgruppe auf der lottrigen Bühne genauso wie zur Musikgruppe im Fernsehstudio, zur Familie beim Essen bis hin zur Organistin und zum Pastor. Sie alle sind in Anspannung, ja hoffnungsvoller Erwartung und "melodieren und modulieren" jede und jeder für sich. Getragen wird Michael Fehrs Geschichte in "Siebzehn Sätzen" von einer bemerkenswert eigenwilligen und mutigen Sprache: Geduldig umkreist Fehr Wort für Wort, Zeile für Zeile und eben Satz für Satz seine Szenen und Figuren. Und meint man sich durch die Sprache zuweilen von den unheimlich vertrauten Begebenheiten schon weit entrückt, so verhelfen uns die Variationen und Modulationen doch immer wieder zu unerwarteten Eingängen in die Geschichte mit ihren 17 Geschichten. So folgt man dieser vielstimmigen Erzählung, ob laut oder leise lesend, wie man es sonst nur von der Musik kennt.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Neckisch spielerisch, schon durch den Verzicht auf eine klare Genrezuordnung, aber im Endeffekt stimmig erscheinen Alexandra von Arx Michael Fehrs hier versammelte Texte. In den rhythmischen Wortkaskaden des aufgrund einer Sehbehinderung, wie die Rezensentin erläutert, sprechend, hörend, ahnend, ergänzend und diktierend vorgehenden Autors, kann Arx Präzisierung und Variation erkennen, am Ende Klärung und Verschleierung gleichermaßen. Für die Rezensentin ein gelungenes Debüt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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