Andrzej Stasiuk, berühmt für seine Kunst, untergehende Orte und verschwindende Landschaften zu beschreiben, erzählt vier Geschichten über Abschied und Tod. Da ist Augustyn, der Schriftstellerkollege, der das Gedächtnis verloren hat und gelähmt im Pflegeheim liegt. Oder Olek, der vertraute Jugendfreund, der auf einer Reise nach Budapest damit herausrückt, dass er bald sterben wird. Ihr Sterben frisst sich ins Leben hinein. Der Tod trägt nicht mehr, wie noch in der Kindheit, das gutmütige Gesicht der Großmutter, die einfach hinüberging in eine andere Wirklichkeit. Verstörend ist seine Präsenz: dass er Menschen und auch Tiere im Griff hat, die noch warm und vertraut neben einem leben. Stasiuks Erzähler schaut genau hin, konfrontiert sich mutig mit einer Erfahrung, die fast jeder einmal machen wird.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2013Letzte Reisen
Ein Hund ist auch nur ein Mensch, zumindest wenn er ein Familienmitglied ist. Und so manches Menschenleben ist an seinem Ende ein ziemliches Hundedasein. Der Erzähler in einer von Andrzej Stasiuks Geschichten beschreibt den langsamen Tod seiner alten Hündin, die meist schlafend und ziemlich übel riechend auf der Veranda des Hauses langsam von ihm geht. Er wollte sie nicht einschläfern lassen, auch, weil er wenigstens einmal beim Tod eines ihm Nahestehenden dabei sein möchte. Vor dem Tod haben die meisten keine Angst, aber beim Sterben wollen sie lieber nicht dabei sein, wir haben es aus unserer Welt verbannt, in Heime und Krankenhäuser. Die Großmutter Stasiuks, die noch an Geister glaubte, starb in ihrem Haus im Dorf, kilometerweit wurde der Sarg zum Friedhof getragen. Heute muss es schneller und bequemer gehen, mit dem Auto. Den demenzkranken Schriftstellerkollegen besucht der Erzähler im Altenheim. Und wie reagiert man, wenn ein Freund plötzlich die Diagnose des baldigen Endes bekommt: Man begibt sich mit ihm auf eine Reise, bei der es schweigsam zugeht, denn das nahe Ende wirkt wie eine Mauer, die plötzlich trennt. Das schmale Bändchen ist letztlich wie alle Bücher des Polen Andrzej Stasiuk eines übers Reisen, nur dass es hier um die letzte aller Reisen geht. Erzählt wird lakonisch, ohne den für Stasiuk zuweilen typischen melancholischen Ton. Am Weltschmerz muss ja nur der leiden, der die Welt, oder doch ein Stück davon, noch vor sich hat. (Andrzej Stasiuk: "Kurzes Buch über das Sterben". Geschichten. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 110 S., geb., 8,- [Euro]. ) Sber
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Hund ist auch nur ein Mensch, zumindest wenn er ein Familienmitglied ist. Und so manches Menschenleben ist an seinem Ende ein ziemliches Hundedasein. Der Erzähler in einer von Andrzej Stasiuks Geschichten beschreibt den langsamen Tod seiner alten Hündin, die meist schlafend und ziemlich übel riechend auf der Veranda des Hauses langsam von ihm geht. Er wollte sie nicht einschläfern lassen, auch, weil er wenigstens einmal beim Tod eines ihm Nahestehenden dabei sein möchte. Vor dem Tod haben die meisten keine Angst, aber beim Sterben wollen sie lieber nicht dabei sein, wir haben es aus unserer Welt verbannt, in Heime und Krankenhäuser. Die Großmutter Stasiuks, die noch an Geister glaubte, starb in ihrem Haus im Dorf, kilometerweit wurde der Sarg zum Friedhof getragen. Heute muss es schneller und bequemer gehen, mit dem Auto. Den demenzkranken Schriftstellerkollegen besucht der Erzähler im Altenheim. Und wie reagiert man, wenn ein Freund plötzlich die Diagnose des baldigen Endes bekommt: Man begibt sich mit ihm auf eine Reise, bei der es schweigsam zugeht, denn das nahe Ende wirkt wie eine Mauer, die plötzlich trennt. Das schmale Bändchen ist letztlich wie alle Bücher des Polen Andrzej Stasiuk eines übers Reisen, nur dass es hier um die letzte aller Reisen geht. Erzählt wird lakonisch, ohne den für Stasiuk zuweilen typischen melancholischen Ton. Am Weltschmerz muss ja nur der leiden, der die Welt, oder doch ein Stück davon, noch vor sich hat. (Andrzej Stasiuk: "Kurzes Buch über das Sterben". Geschichten. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 110 S., geb., 8,- [Euro]. ) Sber
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"Stasiuks Büchlein ist ein Kleinod, das eben wie ein goldener Herbsttag die Vergänglichkeit und Großartigkeit des Lebens zusammenbringt - und eine Haltung der Gelassenheit provoziert."
Forum für neue kulturelle Dimensionen 2 / 2015
Forum für neue kulturelle Dimensionen 2 / 2015
»Andrzej Stasiuk hat vier Elegien über Verlust und Vergänglichkeit geschrieben, klarsichtig und federleicht.«