Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte - Afrika, Note: 1-, Universität Hamburg (Neuere Geschichte), Veranstaltung: Städte in Afrika: Urbane Traditionen und Strategien des Überlebens, Sprache: Deutsch, Abstract: Der afrikanische Kontinent ist besonders seit Mitte des 21. Jahrhunderts von einer massiven Urbanisierung geprägt, die sich heute in einer Vielzahl von sogenannten "Megacities" bemerkbar macht. Eine Folge dieser weitgehend unregulierten Verstädterung ist der alles überragende sogenannte "informelle Sektor"- ein zusammenfassender Begriff für überwiegend kleinbetrieblich oder familiär organisierte Arbeit in Produktion und Handel, die "zumeist staatlich wenig reguliert oder statistisch erfasst" ist.1 Der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde dieser von Keith Hart geprägte Begriff durch eine Studie der "International Labour Organisation" (ILO) über Kenia, publiziert 1973.2 Ein einfacher Zutritt für Neuankömmlinge, die Nutzung vorwiegend einheimischer Ressourcen, eine hohe Arbeitsintensität, eine lokalen Gegebenheiten angepasste Technologie sowie ein unregulierter und daher wettbewerbsintensiver Markt sind weitere entscheidende Kennzeichen des informellen Sektors.3 Ein herausragendes Beispiel stellt in diesem Zusammenhang Lagos dar, eine Stadt vorkolonialen Ursprungs, die allerdings rasch Kontakte zu Europa hatte. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung des informellen Sektors in Lagos: Es soll untersucht werden, inwiefern sich die Lebensbedingungen der Stadtbevölkerung vor dem Hintergrund kultureller und ökonomischer Gegebenheiten sowie politischer Maßnahmen der Stadtregierungen verändert haben. Leitlinie soll dabei die Zeit zwischen der Britischen Annexion 1861 und der Einführung der Strukturanpassungsmaßnahmen 1986 darstellen. Nach einem Grundriss der Entstehungsgeschichte folgt eine Untersuchung der Lebensbedingungen im "viktorianischen" Lagos sowie die sich darauf auswirkenden politischen Maßnahmen und Leitlinien der Kolonialherren. Dem gegenüber gestellt werden soll die Entwicklung des informellen Sektors in Lagos nach der Unabhängigkeit. Dabei soll es hier weniger um eine Schuldzuweisung an einzelne Administrationen gehen, als eher um die historische Einordnung des informellen Sektors in die Geschichtswissenschaft des urbanen Westafrikas, die die Analyse der Lebensbedingungen der unteren Schichten - und damit der Mehrzahl der Bevölkerung - bislang vernachlässigt hat.
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