Lamento heißt "tut mir leid"
"Wir liebten uns, ohne es können zu müssen, und wir waren nicht gut darin, und das war das Beste von allem. Wir hielten eine billige Kamera hoch und richteten sie auf das Einzige, was wir wissen mussten: Wer sind wir?, und nahmen einen Augenblick aus der Zeit, und ich
hab ihn noch, und das ist alles, was übrig ist. Und du." (S. 42)
Der neue Roman von Madame…mehrLamento heißt "tut mir leid"
"Wir liebten uns, ohne es können zu müssen, und wir waren nicht gut darin, und das war das Beste von allem. Wir hielten eine billige Kamera hoch und richteten sie auf das Einzige, was wir wissen mussten: Wer sind wir?, und nahmen einen Augenblick aus der Zeit, und ich hab ihn noch, und das ist alles, was übrig ist. Und du." (S. 42)
Der neue Roman von Madame Nielsen ist die Geschichte einer Frau und eines Mannes - sie ist Schriftstellerin, er Regisseur am Theater - und ihrer sich selbst verzehrende Liebe, einer brennende Liebe, die Zerstörung zurück lässt. Er erzählt vom Entlieben, vom Umschlagen der Gefühle füreinander in ein Gegeneinander.
Nicht alles wird auserzählt, die Geschichte springt hin und her, manches wiederholt sich, anderes bleibt angedeutet. Die langen, verschachtelten Sätze scheinen hervorzusprudeln, die Erzählerin legt eine Art Geständnis ab, wendet sich darin an ihre, mittlerweile erwachsene, Tochter, möchte ihr erzählen, was es mit der Liebe der Eltern auf sich hatte, die eine Vergangenheit vor ihrem Kennenlernen hatten und auch eine Zukunft ohne einander.
Es wirkt manchmal unzusammenhängend, aber seitdem sind 20 Jahre vergangen und Erinnerungen zeichnen eben ein solches Bild, es erscheint glaubhaft.
Es wird einem das Herz schwer, die Enttäuschung der Erzählerin ist spürbar. Doch sie gibt dem Verflossenen nicht die Schuld, es klingt mehr nach Traurigkeit, Verzweiflung, zum Teil auch nach einem Geständnis.
Es ist kein Roman zum schmökern, es ist Literatur als Kunstform, so wie Madame Nielsen Kunst ist, eine Performance und nichts ist unbedacht. Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Das Buch hat mich sehr angesprochen, auch ich habe schon erlebt, dass Liebe nicht immer knallpink ist. Die Autorin hat in ihrer prägnanten Sprache Worte für das Sich-Entlieben gefunden, wie es wenige vermögen.