Ich war sehr gespannt darauf, "Land im Sturm" zu lesen, was nicht zuletzt daran lag, dass ich das Konzept interessant fand. Die Handlung ist in fünf Abschnitte unterteilt, die alle in einer unterschiedlichen Zeit spielen und jeweils eine entscheidende Entwicklung in der Geschichte der Deutschen
behandeln. Das Buch beginnt mit den Vorbereitungen auf einen möglichen Einfall der Ungarn im Jahr 955,…mehrIch war sehr gespannt darauf, "Land im Sturm" zu lesen, was nicht zuletzt daran lag, dass ich das Konzept interessant fand. Die Handlung ist in fünf Abschnitte unterteilt, die alle in einer unterschiedlichen Zeit spielen und jeweils eine entscheidende Entwicklung in der Geschichte der Deutschen behandeln. Das Buch beginnt mit den Vorbereitungen auf einen möglichen Einfall der Ungarn im Jahr 955, thematisiert anschließend den Konflikt mit den Wenden, den Dreißigjährigen Krieg, die Befreiungskriege gegen Napoleon und abschließend die Revolution von 1848. Dabei begleitet der Leser die Nachfahren der Protagonisten aus dem ersten Teil und neben Namen, die über die Generationen hinweg in der Familie weitergegeben werden, gibt es auch noch ein Erbstück, das im Lauf der Handlung immer wieder auftaucht. Das hat mir sehr gut gefallen, da es die einzelnen Abschnitte miteinander verbunden hat und sich so ein roter Faden durch die 900 Seiten zieht.
Jede der fünf Erzählungen legt den Fokus darauf, wie die bedeutsamen historischen Ereignisse die Menschen beeinflusst haben, weshalb die politischen Hintergründe und größeren Zusammenhänge ein wenig in den Hintergrund treten und eher nebenbei in die Handlung einfließen. Das alltägliche Leben an sich wurde durch viele Details lebendig dargestellt und die Schilderungen wirkten authentisch und in den Kontext der damaligen Zeit eingebettet. So haben die Figuren beispielsweise zu Beginn keine Nachnamen, sie vertreten Ansichten, die zu ihren jeweiligen Umständen passen und es werden zeitgenössische Personen und Geschehnisse erwähnt. Durch die episodenhafte Darstellung begleitet man die Charaktere immer nur für eine vergleichsweise kurze Zeitspanne, die aber immer sehr entscheidend und prägend ist; zwar hätte ich in jedem Abschnitt gerne noch mehr erfahren und das Ende der Erzählungen kam mir teilweise ein wenig abrupt vor, doch Schiewe hat immer einen mehr oder weniger runden, passenden Abschluss gefunden und so kann man seine eigene Fantasie spielen lassen, wie es weiter gegangen sein könnte, was ich irgendwie interessant fand.
Die Protagonisten selbst haben nicht unbedingt eine privilegierte Stellung (wobei es auch adelige Personen gibt), sondern müssen oft um ihr Überleben kämpfen und werden dabei mit Krieg, Leid und Elend konfrontiert. Dadurch war es leicht, mit ihnen zu fühlen und zu hoffen, dass für sie alles gut ausgehen wird, doch der Autor hat stets darauf geachtet, dass die Darstellungen realistisch waren, selbst wenn dies Verluste und noch mehr Schmerz bedeutete. Der Titel "Land im Sturm" ist daher sehr passend, da das Land und seine Bevölkerung durch die verschiedenen Kampfhandlungen und deren Folgen aufgewühlt werden. Zugleich spielten aber auch Emotionen und private Probleme eine wichtige Rolle, sodass eine gute Balance gehalten wurde.
Obwohl die Namen sich wiederholen, fand ich es leicht, den Überblick über die Charaktere zu bewahren und da sie nicht nur von Mal zu Mal andere Lebensverhältnisse haben, sondern sich auch charakterlich voneinander unterscheiden, bestand keine Gefahr einer Verwechslung und sie waren klar voneinander abgegrenzt. Positiv zu erwähnen ist ebenfalls, dass alle ihre Stärken und Schwächen hatten, selbst wenn es Nebenfiguren gab, die schwarz/weiß gezeichnet wurden; sie erfüllten eine gewisse Funktion und kamen oft nur recht kurz vor, also hat mich dieser Punkt nicht gestört.
Insgesamt hat das Buch mir sehr gefallen. Es war interessant, die Entwicklung der deutschen Geschichte anhand des Schicksals einer Familie zu betrachten und dabei war es immer leicht, sich in die unterschiedlichen Charaktere und die jeweilige Zeit hineinzuversetzen. Der Fokus auf den Auswirkungen, die die großen Konflikte auf die Menschen hatten, war gut gewählt und hat für mich auf jeden Fall funktioniert, da bekannte Ereignisse so aus einer anderen Perspektive erzählt wurden.