In „Landeierforschung“ ist Anne sozusagen ihre eigene, unfreiwillige Eliza Dolittle: Mit 40 Jahren ist sie bereits ihr halbes Leben lang Mutter und dabei eine Karrierefrau sondergleichen; in der Werbeagentur, in der sie wie auch ihr Ex-Ehemann Oliver arbeitet, schätzt man ihre Kompetenz und
Professionalität. Anne gibt sich immer besonders jugendlich; für das großstädtische Flair sorgt das Leben in…mehrIn „Landeierforschung“ ist Anne sozusagen ihre eigene, unfreiwillige Eliza Dolittle: Mit 40 Jahren ist sie bereits ihr halbes Leben lang Mutter und dabei eine Karrierefrau sondergleichen; in der Werbeagentur, in der sie wie auch ihr Ex-Ehemann Oliver arbeitet, schätzt man ihre Kompetenz und Professionalität. Anne gibt sich immer besonders jugendlich; für das großstädtische Flair sorgt das Leben in Köln ohnehin… und in ihrem Umfeld gilt Anne eher als verwöhntes Luxusweibchen, als „Stadtbarbie“, die es gerne möglichst sauber und bequem hat. In Folge eines Disputs mit ihrem Ex-Mann reißt Anne die Klappe allzu weit auf, betont ihre Abenteuerlust und verkündet, demnächst sozusagen eine Studienreise durch die deutsche Provinz zu unternehmen, während derer sie sich rundreisenmäßig das Leben in einigen kleinen Dörfern ansehen möchte. Zu ihrem eigenen Bedauern findet sie aus dieser Nummer auch nicht mehr raus, aber zu ihrer Freude erklärt sich ihr Mitbewohner und Cousin Mike sofort bereit, Anne auf ihrer „Expedition“ zu begleiten; er, generell eher unkonventionell und ein Freigeist, hofft auf Inspirationen für seine Arbeit als Künstler: Ich fand den Hintergrund der Reise zunächst sehr schräg; Anne hasst den Gedanken an diesen Urlaub von Anfang an und macht ihn tatsächlich nur deshalb, um vor Allem ihrem Ex-Mann eins auszuwischen. Da dachte ich nur: „Hallo?! Wie wäre es mal mit einfach drüberstehen?!“ Dass Anne, eine durchaus gestandene Frau von immerhin 40 Jahren, ein derart kindisches Verhalten an den Tag legte, wollte mir nicht so recht in den Kopf.
Irgendwie war dieser Reisegrund für mich derart an den Haaren herbeigezogen, anderseits: Ich weiß auch nicht so recht, wie man Anne sonst so weit aufs platte Land hinaus verfrachten hätte können; das musste wohl aufgrund ihrer sturen, stadtliebenden Persönlichkeit so oder so wohl etwas völlig Hanebüchenes sein.
Klar, gleich im ersten Ort ihrer Tour lernt sie den charismatischen Ben kennen, der sich auch nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen ließe, und diese Anbändelei begleitet Anne neben Mike fortan, der sich seinerseits auch mit romantischen Gefühlen für eine Landbewohnerin konfrontiert sieht. Das klingt jetzt nach sehr viel Kitsch, wirkt aber bei aller Romantik auch sehr bodenständig und authentisch: Ich mochte, wie die aufflammenden Gefühle hier dargestellt wurden und fand das auch durchaus realistisch.
Die Reise ist eher kurz angesetzt und es dauert auch nur kurz, ehe Anne, die mit ihrem Styling, wie aus dem Ei gepellt, anfangs gleich für ein gewisses Amüsement sorgt, zu erkennen beginnt, dass das Äußere nur wenig zählt und der „gemütliche“ Look für das Landleben äußerst praktisch sein kann. Sie entdeckt neue Leidenschaften, findet das Dorf letztlich gar nicht unbedingt doofer als die Stadt und merkt, dass sie sich in der Vergangenheit allzu häufig für Andere, vornehmlich den Ex, aber auch das Kollegium, verbogen hat und sich in vielerlei Hinsicht ganz anders geben wollen würde. Der Ex-Mann ist hier generell ein großes Thema und ich habe den Eindruck, „Landeierforschung“ handele vor Allem davon, dass (und wie) Anne endlich völlig mit diesem vergangenen Lebensabschnitt abschließen muss (was sich für mich eingangs schon darin zeigte, dass sie diese Reise nur angetreten hatte, um es Oliver, von dem sie schon zwei Jahre geschieden war, „mal so richtig zu zeigen“).
Insgesamt war „Landeierforschung“ für mich nicht der große Humorkracher, sondern eher ein Roman, den man ab und an sicherlich mit einem Schmunzeln bedenken wird, aber er war doch kurzweilig und unterhaltsam. Da gab es keine Strecken, über die hinweg ich das Lesen mühseliger empfand; ich habe den Roman einfach gerne gelesen. Das ist halt, nicht mehr und nicht weniger, eine heitere Lektüre; schöner Lesestoff "für den Moment"!