Unser Dörflein schmückt ein Rokkoko-Kirchlein und sogar ein eigenes Dorfwirtshaus. Letzteres keine Selbstverständlichkeit mehr in unseren Tagen. Im Westen schlängelte sich ein Flüsschen mit Biberbestand, das freilich dem Rhein in Köln, dem Nil bei Kairo oder gar dem Mekong bei Saigon nicht das Wasser reichen konnte. Ich wurde vor 40 Jahren aufgrund eines massiven Liebesanfalls stadtflüchtig. Und es zog mich, genauer ich zog selbst aufs Land. Der Frage, ob ich dies je bereut habe, folgt üblicherweise ein langes, tiefschweigendes Nachdenken, das meist von keiner Antwort abgeschlossen wird. Zumindest bin ich offenbar in meinen Landleben-Jahren diplomatischer geworden. Das Leben auf dem Lande gilt vielen Menschen immer noch als in hohem Maße erstrebenswert. Das Häuschen im Grünen, die gute Luft sowie die stets freundlichen Nachbarn geben den Stoff ab, aus dem die Landlebenträume gestrickt sind. Naja, die stets freundlichen Nachbarn? Manchmal vergisst man bei den bierseeligen Stunden im Dörflein während des Maibaum- oder Gartenfestes den alten Spruch: Stadtluft macht frei.
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