Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Journalismus, Publizistik, Note: 1,5, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (Lehrstuhl Journalistik I), Sprache: Deutsch, Abstract: Eigentlich kann man sich das Feuilleton sparen. Die paar Leser könnten die zuständigen Redakteure auch persönlich anrufen und es bliebe genug Zeit für einen ausgiebigen Plausch. Eine Meinung, die man oft zu hören bekommt, wenn die Kollegen aus anderen Ressorts gemeinsam am Mittagstisch über die blassen Feuilletonisten mit dem wirren Haar, dem Suhrkamp-Büchlein und den filterlosen Zigaretten am Nachbarstisch herziehen und deren Texte über die „fein gewebten Klangteppiche“ der Philharmoniker, über die Theaterpremiere am anderen Ende der Republik oder die Rückkehr des silbenzählenden Prinzips in die Lyrik verspotten. Diese Sicht mag eine klischeehafte sein, im Kern bestätigt die Feuilletonforschung den Be-fund jedoch. „Rezensionsfriedhöfe“, die den Leser missachteten, „trist, trocken und traurig“ lauten die wenig schmeichelhaften Urteile über das Feuilleton der Nachkriegszeit bis in die 80er Jahre. Legt man jedoch ein Feuilleton aus dem Jahre 1985 neben eines aus dem Jahr 2000, zeigt sich auf den ersten Blick, dass sich in dem Ressort radikale Veränderungen vollzogen haben müssen. Auf extrem ausgebautem Platz findet man statt reiner Kulturberichterstattung Reflexionen über die Ästhetik von Supermärkten, Verknüpfungen von Oliver Kahns Liebesleben mit dem Frauenbild in Musikvideos, cultural studies über den Erfolg von „Modern Talking“ in Osteuropa, etc. Es wirkt fast so, als könne das Feuilleton jedes Thema be-handeln, das sich nicht wehren kann. Offenbar hat das Ressort seinen Kulturbegriff stark erweitert. Auch die Palette der Darstellungsformen und Stilmittel scheint um einiges größer geworden zu sein. Den Rezensionsfriedhof hat man eingeebnet. Statt vermeintlich objektive Kritiken über ein Kunstprodukt zu schreiben, berichten Autoren von ihren Erlebnissen und Gefühlen und wagen Experimente mit Textcollagen und Kolumnen. Diese Entwicklung gilt es zu beschreiben. Was genau ist da eigentlich passiert? Denn bis jetzt hat sich keine klare Interpretation des Wandels im Feuilleton herausgebildet. Gegner sprechen von einem Verfall des Niveaus, von einer Marginalisierung der klassischen Künste. Befür-worter begrüßen eine Annäherung an die Lebenswirklichkeit der Leser, die dem Feuilleton mehr statt weniger Seriosität einbringe. [...]