Michael Walker's Laurel Canyon presents the inside story of the once hottest rock and roll neighborhood in LA.
In the late sixties and early seventies, an impromptu collection of musicians colonized a eucalyptus-scented canyon deep in the Hollywood Hills of Los Angeles and melded folk, rock, and savvy American pop into a sound that conquered the world as thoroughly as the songs of the Beatles and the Rolling Stones had before them. Thirty years later, the music made in Laurel Canyon continues to pour from radios, iPods, and concert stages around the world. During the canyon's golden era, the musicians who lived and worked there scored dozens of landmark hits, from "California Dreamin'" to "Suite: Judy Blue Eyes" to "It's Too Late," selling tens of millions of records and resetting the thermostat of pop culture.
In Laurel Canyon, veteran journalist Michael Walker tells the inside story of this unprecedented gathering of some of the baby boomer's leading musical lights-including Joni Mitchell; Jim Morrison; Crosby, Stills, and Nash; John Mayall; the Mamas and the Papas; Carole King; the Eagles; and Frank Zappa, to name just a few-who turned Los Angeles into the music capital of the world and forever changed the way popular music is recorded, marketed, and consumed.
In the late sixties and early seventies, an impromptu collection of musicians colonized a eucalyptus-scented canyon deep in the Hollywood Hills of Los Angeles and melded folk, rock, and savvy American pop into a sound that conquered the world as thoroughly as the songs of the Beatles and the Rolling Stones had before them. Thirty years later, the music made in Laurel Canyon continues to pour from radios, iPods, and concert stages around the world. During the canyon's golden era, the musicians who lived and worked there scored dozens of landmark hits, from "California Dreamin'" to "Suite: Judy Blue Eyes" to "It's Too Late," selling tens of millions of records and resetting the thermostat of pop culture.
In Laurel Canyon, veteran journalist Michael Walker tells the inside story of this unprecedented gathering of some of the baby boomer's leading musical lights-including Joni Mitchell; Jim Morrison; Crosby, Stills, and Nash; John Mayall; the Mamas and the Papas; Carole King; the Eagles; and Frank Zappa, to name just a few-who turned Los Angeles into the music capital of the world and forever changed the way popular music is recorded, marketed, and consumed.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2008Mein Zweitwagen parkt in meiner Nase
In der Nachbarschaft von Zappa, Crosby, Mitchell und Co.: Michael Walker erzählt von der goldenen Zeit des Hippietums, als im Laurel Canyon in Los Angeles der kalifornische Poptraum erfunden wurde und dann zum Horrortrip wurde.
Es gibt Geschichten, die werden, obwohl man sie oft genug gehört hat, immer wieder erzählt. Nicht nur die Weihnachtsgeschichte oder Hugos "Les Misérables" finden immer neue Darreichungsformen; auch die Tragödie vom Aufstieg und Fall der Hippie-Kultur wird immer wieder gerne angeboten, vor allem in Büchern, die sich der Popgeschichte seit der Mitte der sechziger Jahre widmen. Der amerikanische Journalist Michael Walker erzählt nun seine Version des Sündenfalls der Hippies, jene Geschichte, wie aus rotwangigen Kifferkindern abgebrühte Kokain-Cowboys wurden, und er erzählt sie anhand eines geographischen Rahmens. Denn: Das den internationalen Musikmarkt über Jahrzehnte bestimmende Hippietum hatte sein kulturelles Epizentrum im Laurel Canyon, jener nach Eukalyptus duftenden Hügellandschaft Hollywoods.
Es ist keinesfalls übertrieben, wenn Walker Los Angeles und vor allem den Canyon als musikhistorisch bedeutender als New York oder London einstuft: Die in Fransenjacken gehüllten Rock-'n'-Roll-Hippies prägten die Musikwelt nachhaltiger als die Szenen anderer Städte. Von dem Moment an, in dem die Byrds 1965 Dylans "Mr. Tambourine Man" von einem psycho-poetischen Geknarze in einen knappen Popsong verwandelt hatten, dominierten die Canyon-Szene und ihre Ausläufer bis in die späten Siebziger hinein mit Hippie-Rock, Singer/Songwriter-Bekennerschreiben und aalglattem Los-Angeles-Pop den Musikmarkt. Dann kam Punk und tat das Nötige. Es dauerte allerdings nur ein paar Jahre, und der Canyon-Geist feierte in der Musik von Bands wie R.E.M. fröhliche Urständ.
Ausgehend von den Byrds, diesem genialischen, aber ulkigen Bund fünf dem Harmoniegesang verpflichteter Egomanen und zugleich der ersten echten Canyon-Band, pirscht sich Walker, seit 1991 selbst dort ansässig, durch die Nachbarschaft. Alle typischen Protagonisten zünftiger Sechziger-Schnurren tauchen in ihren angestammten Rollen auf: Brian Wilson, das kindliche Genie, David Crosby, der sensible Angeber, Zappa, der abstinente Freak, die strenge Hippie-Obermutter Joni Mitchell und Kim Fowley, L.A.-Produzent, enfant terrible und Anti-Brian-Wilson, der hier einige seiner üblichen markigen Bonmots beisteuert. Doch was Walker aus alten Quellen und neuen Interviews zusammenträgt, ist sattsam bekannt: Was alle hier in diesem scheinbar aus der Zeit gefallenen Boheme-Refugium zusammenbrachte, war die Verheißung von freifließender Kreativität und leichtem Lebenswandel; was schließlich alles zunächst katalysierte und dann zerstörte, waren Drogen, Drogen und nochmals Drogen. Ganze Asservatenkammern voll Rauschmittel wurden im Canyon konsumiert, was den ohnehin schon stark ausgeprägten Egos der harmonieverknallten Dickköpfe nicht sonderlich gut bekam.
Als Beleg zerrt Walker neben diversen Musikern auch etliche Protagonisten aus der dritten Reihe vor sein Diktiergerät und zitiert etwa Stephanie Spring, eine Dame, "die während der siebziger Jahre in den verschiedensten Bereichen der Plattenbranche tätig war", mit den Worten: "Wir hatten Autoaufkleber mit ,Mein Zweitwagen parkt in meiner Nase' drauf." Schon damals also war die Plattenindustrie offenbar nicht vor finanziellen Fehlinvestitionen gefeit. Nur Zappa blieb sauber, seine Musik klang trotzdem, als sei er im Besitz von Geheim-Psychedelika, über die nur er verfügte. Doch auch diese Geschichten kennt man. Ebenso die popkulturellen Gruselstandards über Altamont und Charles Manson, die Walker nochmals breittritt, ohne etwas Neues zu erzählen. Rätselhaft bleibt, wen er dabei ansprechen will: Leser, die nur minimal mit der kalifornischen Popmusik der späten Sechziger vertraut sind, werden die vielen oberflächlich-bedeutungslosen und oft spannungsarm erzählten Anekdoten bald langweilen. Kenner der Materie wiederum wissen alles, was hier berichtet wird.
Auch ist Walkers Stil nicht eben fesselnd. Wenn er beispielsweise berichtet, wie der soeben von einer Byrds-Tournee zurückkehrende Musiker Chris Hillman einen umgestürzten Eukalyptusbaum von der Straße befördern muss, um den Weg zu seinem Haus zu passieren, verkauft er dies als interessante Allegorie auf die weltabgewandte Lebensweise jener Szene, erzählt letztlich jedoch nur eine Banalität. Was bleibt, ist der Laurel Canyon, Spielstätte des aufziehenden und schließlich platzenden Hippietraums. Doch auch diesen Ort vermag Walker nicht auf eine Weise abzubilden, die einen tatsächlich packt. Zu sehr verliert er sich in Klischees wie diesem: "Der Laurel Canyon überzeugt gerade in einer Zeit, in der authentische Erfahrung unter augenzwinkerndem Zeitgeist-Sampling verschüttet liegt, weil er weder übermäßig seiner Vergangenheit nachhängt, noch marktschreierisch auf seine Gegenwart zu weisen versucht."
Auch Walkers Verfahren, das er im Vorwort skizziert, scheint problematisch: "Einfach treiben lassen", dies sei eine der prägenden Canyon-Parolen gewesen. Er habe sich beim Schreiben ebenfalls auf diese Einstellung besonnen. Auch Walker, diesen Eindruck gewinnt man des Öfteren beim Lesen, ist letztlich ein Hippie. Vielleicht ist es aber einfach nicht gut, wenn Hippies von der goldenen Zeit des Hippietums berichten.
ERIC PFEIL.
Michael Walker: "Laurel Canyon". Im legendären Tal des Rock 'n' Roll. Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Schmid. Verlag Rogner & Bernard, Berlin 2007. 352 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In der Nachbarschaft von Zappa, Crosby, Mitchell und Co.: Michael Walker erzählt von der goldenen Zeit des Hippietums, als im Laurel Canyon in Los Angeles der kalifornische Poptraum erfunden wurde und dann zum Horrortrip wurde.
Es gibt Geschichten, die werden, obwohl man sie oft genug gehört hat, immer wieder erzählt. Nicht nur die Weihnachtsgeschichte oder Hugos "Les Misérables" finden immer neue Darreichungsformen; auch die Tragödie vom Aufstieg und Fall der Hippie-Kultur wird immer wieder gerne angeboten, vor allem in Büchern, die sich der Popgeschichte seit der Mitte der sechziger Jahre widmen. Der amerikanische Journalist Michael Walker erzählt nun seine Version des Sündenfalls der Hippies, jene Geschichte, wie aus rotwangigen Kifferkindern abgebrühte Kokain-Cowboys wurden, und er erzählt sie anhand eines geographischen Rahmens. Denn: Das den internationalen Musikmarkt über Jahrzehnte bestimmende Hippietum hatte sein kulturelles Epizentrum im Laurel Canyon, jener nach Eukalyptus duftenden Hügellandschaft Hollywoods.
Es ist keinesfalls übertrieben, wenn Walker Los Angeles und vor allem den Canyon als musikhistorisch bedeutender als New York oder London einstuft: Die in Fransenjacken gehüllten Rock-'n'-Roll-Hippies prägten die Musikwelt nachhaltiger als die Szenen anderer Städte. Von dem Moment an, in dem die Byrds 1965 Dylans "Mr. Tambourine Man" von einem psycho-poetischen Geknarze in einen knappen Popsong verwandelt hatten, dominierten die Canyon-Szene und ihre Ausläufer bis in die späten Siebziger hinein mit Hippie-Rock, Singer/Songwriter-Bekennerschreiben und aalglattem Los-Angeles-Pop den Musikmarkt. Dann kam Punk und tat das Nötige. Es dauerte allerdings nur ein paar Jahre, und der Canyon-Geist feierte in der Musik von Bands wie R.E.M. fröhliche Urständ.
Ausgehend von den Byrds, diesem genialischen, aber ulkigen Bund fünf dem Harmoniegesang verpflichteter Egomanen und zugleich der ersten echten Canyon-Band, pirscht sich Walker, seit 1991 selbst dort ansässig, durch die Nachbarschaft. Alle typischen Protagonisten zünftiger Sechziger-Schnurren tauchen in ihren angestammten Rollen auf: Brian Wilson, das kindliche Genie, David Crosby, der sensible Angeber, Zappa, der abstinente Freak, die strenge Hippie-Obermutter Joni Mitchell und Kim Fowley, L.A.-Produzent, enfant terrible und Anti-Brian-Wilson, der hier einige seiner üblichen markigen Bonmots beisteuert. Doch was Walker aus alten Quellen und neuen Interviews zusammenträgt, ist sattsam bekannt: Was alle hier in diesem scheinbar aus der Zeit gefallenen Boheme-Refugium zusammenbrachte, war die Verheißung von freifließender Kreativität und leichtem Lebenswandel; was schließlich alles zunächst katalysierte und dann zerstörte, waren Drogen, Drogen und nochmals Drogen. Ganze Asservatenkammern voll Rauschmittel wurden im Canyon konsumiert, was den ohnehin schon stark ausgeprägten Egos der harmonieverknallten Dickköpfe nicht sonderlich gut bekam.
Als Beleg zerrt Walker neben diversen Musikern auch etliche Protagonisten aus der dritten Reihe vor sein Diktiergerät und zitiert etwa Stephanie Spring, eine Dame, "die während der siebziger Jahre in den verschiedensten Bereichen der Plattenbranche tätig war", mit den Worten: "Wir hatten Autoaufkleber mit ,Mein Zweitwagen parkt in meiner Nase' drauf." Schon damals also war die Plattenindustrie offenbar nicht vor finanziellen Fehlinvestitionen gefeit. Nur Zappa blieb sauber, seine Musik klang trotzdem, als sei er im Besitz von Geheim-Psychedelika, über die nur er verfügte. Doch auch diese Geschichten kennt man. Ebenso die popkulturellen Gruselstandards über Altamont und Charles Manson, die Walker nochmals breittritt, ohne etwas Neues zu erzählen. Rätselhaft bleibt, wen er dabei ansprechen will: Leser, die nur minimal mit der kalifornischen Popmusik der späten Sechziger vertraut sind, werden die vielen oberflächlich-bedeutungslosen und oft spannungsarm erzählten Anekdoten bald langweilen. Kenner der Materie wiederum wissen alles, was hier berichtet wird.
Auch ist Walkers Stil nicht eben fesselnd. Wenn er beispielsweise berichtet, wie der soeben von einer Byrds-Tournee zurückkehrende Musiker Chris Hillman einen umgestürzten Eukalyptusbaum von der Straße befördern muss, um den Weg zu seinem Haus zu passieren, verkauft er dies als interessante Allegorie auf die weltabgewandte Lebensweise jener Szene, erzählt letztlich jedoch nur eine Banalität. Was bleibt, ist der Laurel Canyon, Spielstätte des aufziehenden und schließlich platzenden Hippietraums. Doch auch diesen Ort vermag Walker nicht auf eine Weise abzubilden, die einen tatsächlich packt. Zu sehr verliert er sich in Klischees wie diesem: "Der Laurel Canyon überzeugt gerade in einer Zeit, in der authentische Erfahrung unter augenzwinkerndem Zeitgeist-Sampling verschüttet liegt, weil er weder übermäßig seiner Vergangenheit nachhängt, noch marktschreierisch auf seine Gegenwart zu weisen versucht."
Auch Walkers Verfahren, das er im Vorwort skizziert, scheint problematisch: "Einfach treiben lassen", dies sei eine der prägenden Canyon-Parolen gewesen. Er habe sich beim Schreiben ebenfalls auf diese Einstellung besonnen. Auch Walker, diesen Eindruck gewinnt man des Öfteren beim Lesen, ist letztlich ein Hippie. Vielleicht ist es aber einfach nicht gut, wenn Hippies von der goldenen Zeit des Hippietums berichten.
ERIC PFEIL.
Michael Walker: "Laurel Canyon". Im legendären Tal des Rock 'n' Roll. Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Schmid. Verlag Rogner & Bernard, Berlin 2007. 352 S., geb., 22,90 [Euro].
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