Ein ebenso berühmter wie menschenscheuer Maler ist über den plötzlichen Tod seines Dieners bestürzt, ergreift durch eine Verwechslung aber kurzerhand die Chance auf ein ruhiges Leben unter falscher Identität: Schließlich möchte er nichts lieber, als sich ungestört seiner Kunst zu widmen. Unter vielen Tränen wohnt der Maler Praim Farll seiner eigenen Beerdigung bei, nicht ahnend, worauf er sich eingelassen hat. Denn mit dem Namen seines Dieners Henry übernimmt er auch dessen Vergangenheit – und die ist durchaus bewegt. Dabei ist er bereits mit der Bewältigung des tückenreichen Alltags ohne die Hilfe seines Butlers vollends überfordert. Nur eine resolute und lebensfrohe Frau mit deutlichem Cockney-Akzent, wie er sie in Mrs. Alice Challice findet, kann ihn aus dieser misslichen Lage befreien. Doch da taucht plötzlich Henrys angeblich rechtmäßige Ehefrau auf und strengt einen Bigamieprozess an. Und das unerhörte künstlerische Talent des vermeintlichen Butlers bleibt auch nicht lange verborgen … Arnold Bennett nimmt mit dieser Verwechslungskomödie zugleich das Finanz- wie das Justizwesen, den Zeitungs- ebenso wie den Kunstmarkt Englands aufs Korn. Mit seinem großen Talent für Situationskomik und mit scharfzüngiger, aber menschenfreundlicher Ironie schafft er eine Kette turbulenter Szenen voller überraschender Wendungen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Dem Ruhm
entkommen
Ruhm hat schöne, aber auch lästige bis widerwärtige Seiten, wenn etwa die Fans ihr Idol fast auffressen, oder kein Schritt des oder der Gefeierten mehr unbeobachtet und unkommentiert bleibt, also Privatleben unmöglich wird. Der Maler Priam Farll wird mit einem anfangs geschmähten, doch dann als Sensation entdeckten Porträt eines Polizisten, dem regelmäßig weitere Begeisterung auslösende Gemälde folgen, berühmt. Aber Priam wird gequält von enormer Schüchternheit und entzieht sich so konsequent der Öffentlichkeit, dass keiner sein Konterfei kennt. Als plötzlich sein Diener Henry Leek stirbt, nutzt Priam die Chance zum Identitätstausch: der Tote wird das Malergenie, während Henry Leek Priams Gestalt annimmt. Priam scheint nun frei, doch bald tauchen die Tücken und Unwägbarkeiten des echten und des Henry-Leek-Lebens auf, etwa in Gestalt der resoluten Alice Challice. Die beiden heiraten sogar, bis eine erste Mrs. Leek auftaucht mit drei Kindern … Arnold Bennett (1867 - 1931) rechnet in dieser vielfältigen Verkleidungs- und Verwicklungskomödie mit Kunstmarkt, Presse und der sie tragenden Gesellschaft ironisch-witzig ab. HARALD EGGEBRECHT
Arnold Bennett: Lebendig begraben. Aus dem Englischen von Peter Naujack. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2019. 224 Seiten, 12,90 Euro.
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Dem Ruhm
entkommen
Ruhm hat schöne, aber auch lästige bis widerwärtige Seiten, wenn etwa die Fans ihr Idol fast auffressen, oder kein Schritt des oder der Gefeierten mehr unbeobachtet und unkommentiert bleibt, also Privatleben unmöglich wird. Der Maler Priam Farll wird mit einem anfangs geschmähten, doch dann als Sensation entdeckten Porträt eines Polizisten, dem regelmäßig weitere Begeisterung auslösende Gemälde folgen, berühmt. Aber Priam wird gequält von enormer Schüchternheit und entzieht sich so konsequent der Öffentlichkeit, dass keiner sein Konterfei kennt. Als plötzlich sein Diener Henry Leek stirbt, nutzt Priam die Chance zum Identitätstausch: der Tote wird das Malergenie, während Henry Leek Priams Gestalt annimmt. Priam scheint nun frei, doch bald tauchen die Tücken und Unwägbarkeiten des echten und des Henry-Leek-Lebens auf, etwa in Gestalt der resoluten Alice Challice. Die beiden heiraten sogar, bis eine erste Mrs. Leek auftaucht mit drei Kindern … Arnold Bennett (1867 - 1931) rechnet in dieser vielfältigen Verkleidungs- und Verwicklungskomödie mit Kunstmarkt, Presse und der sie tragenden Gesellschaft ironisch-witzig ab. HARALD EGGEBRECHT
Arnold Bennett: Lebendig begraben. Aus dem Englischen von Peter Naujack. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2019. 224 Seiten, 12,90 Euro.
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