Von Rainer Bucher stammt das schöne Wort von der Kontinuitätsfiktion. Es beschreibt ein Handeln nach dem Motto: Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann wird es auch weitergehen wie bisher. Die entsprechende Haltung kennen alle, die in großen Organisationen arbeiten, nicht nur in den Kirchen. Sie ist im Übrigen nicht nur verständlich - weil man immerhin im eigenen Rahmen handlungsfähig bleibt -, sondern auch klug, weil siehilft, Panikreaktionen zu vermeiden. Auf der Titanic war es ja, wenn man den Berichten glauben darf, durchaus beruhigend für die in Not geratenen Passagiere, dass das kleine Orchester um Wallace Hartley tapfer bis zum Untergang musizierte. Spätestens wenn die Musik nicht mehr spielt und unabweisbar klar ist, dass das Schiff untergehen wird, wird es aber dann doch Zeit, alternative Handlungsformen zu entwickeln. Umso besser, wenn man sich für diesen Fall schon Gedanken gemacht hat. Die Theologie in Deutschland ist zwar nicht die Titanic. Untergehen wird sie nicht. Allerdings wird sie sich in ihren Strukturen wie in ihren Inhalten verändern. Das tun alle Wissenschaften von Zeit zu Zeit, wenn sie merken, dass sie aus selbiger zu fallen drohen. Mit unbeirrter Kontinuitätsfiktion wird es jedenfalls nicht weitergehen. Wie eine attraktive Wissenschaftslandschaft für Forscherinnen und Forscher sowie Studentinnen und Studenten künftig aussehen kann, zeigt Ihnen dieses Heft. Die Autorinnen und Autoren sehen den Tatsachen ins Auge - und blicken über sie hinaus auf neue Gestalten der Theologie. Davon gibt es einige. Ihnen allen kann man ansehen, dass es der Theologie mit sich selbst letztlich wie mit ihrem Gegenstand geht: Es ist schon viel Bedeutsames erkannt worden - und es gibt noch mehr zu entdecken.
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