In einer Zeit, in welcher die Demokratie zunehmend von einigen Menschen wieder in Frage gestellt wird, bietet dieses Buch eine gute Gelegenheit, sich einen Eindruck von der Lebenswirklichkeit einer Diktatur zu verschaffen. Autokratien und Diktaturen geben vor, alles unter Kontrolle zu haben. In Pandemiezeiten ergreifen diese Staaten rigorose Maßnahmen, wie sie nur in autoritären Systemen möglich scheinen. Manche Menschen in westlich demokratischen Staaten staunen und bewundern so viel staatliche Konsequenz und Kompetenz. Sie schauen auf diese Autokratien, die scheinbar alles im Griff haben. Hans-Joachim Zietze beschreibt aus eigener Erfahrung die autoritäre Realität in einer Diktatur, die freilich ganz anders aussieht und vor allem auf Angst und Einschüchterung baute. Transparenz und Öffentlichkeit gehörten nicht dazu. Essen und Trinken gehören zu den grundlegendsten Tätigkeiten der Menschen. Und die meisten Menschen gehen davon, dass durch eine funktionierende Lebensmittelkontrolle dafür gesorgt wird, das die Nahrungsaufnahme zum Wohlbefinden und zur Gesunderhaltung beiträgt. Im Unterschied zu einer Demokratie erfolgt in einer Diktatur die Lebensmittelkontrolle nicht ausschließlich auf der Grundlage wissenschaftlich basierter Erkenntnisse, sondern vorrangig nach ideologischen und politischen Vorgaben. Der Autor will ein Stück Alltagsgeschichte der DDR sichtbar machen, das bislang kaum im Mittelpunkt der zeitgeschichtlichen Erforschung stand. Es gelingt ihm, den Lebensalltag der Menschen in einer Diktatur zu beschreiben und damit ein Stück Lebenserfahrungen der DDR-Bürger aufzuzeigen, mit welchen sie tagtäglich konfrontiert waren. In der DDR galt bei vielen Entscheidungsträgern das Motto: "Es kann nicht sein, was nicht sein darf!" Welche Auswirkungen ein solches Verhalten im Bereich der Lebensmittelkontrolle u.a. zeigte, vermittelt der Autor in anschaulicher Weise an zahlreichen Beispielen dieser Lebenswirklichkeit. Die DDR war eine Mangelwirtschaft. Den desinformierten und ahnungslosen DDR-Bürgern wurde nicht nur ein attraktives und abwechslungsreiches Lebensmittelangebot vorenthalten, sondern sie wurden auch mit einem Lebensmittelangebot konfrontiert , das häufig eine miserable Qualität aufwies und gelegentlich so stark mit Fremdstoffen kontaminiert war, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden konnte. Der Autor beschreibt die Strukturen in der Lebensmittelherstellung und Lebensmittelüberwachung in der DDR. Er dokumentiert damit den Tatort Nahrung und Ernährung als einen Bereich, in welchem die Lebensmittelsicherheit durch Inkompetenz, Unterlassung und Verschweigen gefährdet war. Wenn Essen und Trinken aber zu einem Lebensrisiko werden, weist das daraufhin, dass die Lebensmittelkontrolle in einer Diktatur nicht funktionierte.
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