Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Sprache: Deutsch, Abstract: Der frühe Tod, der den Protagonisten unentrinnbar entgegeneilt, ist das immer wiederkehrende Thema in Thomas Manns Frühwerk. In den Erzählungen „Der Wille zum Glück“, „Der kleine Herr Friedemann“, „Der Bajazzo“, „Tobias Mindernickel“, „Luischen“ und bezüglich der Figur des Hanno in dem Roman „Buddenbrooks“ ist der frühe Tod den Protagonisten bereits in den ersten Sätzen auferlegt. Ihr Niedergang wird symbolisiert durch äußere Symptome wie ungesunde Gesichtsfarbe, schiefe Körperhaltung und nicht zuletzt durch ihre der Dekadenz und dem Dilettantismus verhaftete Lebensweise. Sie leiden unter Krankheit, Stagnation und Isolation und sind ihrem Schicksal jeweils ausgeliefert. Thomas Manns frühe Erzählungen entbehren politischen Inhalts, Thomas Mann legt den Fokus auf die psychische, physische und soziale Verfassung seiner Figuren, die in jeder der drei Hinsichten mangelhaft bis beklagenswert ist. Thomas Manns Erzählungen sind pessimistisch, und zwar im außerordentlichsten Sinne: Die physischen, psychischen und sozialen Mängel seiner Protagonisten führen zumeist zum Tod. In Thomas Manns frühem Werk, welchem seine ersten Erzählungen – bis zu „Der Tod in Venedig“ von 1912 – und die Romane „Buddenbrooks“ und „Königliche Hoheit“ zuzuordnen sind, sind die zentralen Krankheitssymptome mangelhafte Zähne, Blässe (Anämie), Depressionen, Neurosen und nervliche Leiden, Neurasthenie. Die Kranken bei Thomas Mann sind in einem Auflösungsprozess gefangen, der sich sowohl körperlich als auch geistig, seelisch manifestiert. Oftmals ist nicht klar, inwieweit die beiden Erscheinungsgebiete miteinander zusammenhängen, bzw. ob das Leiden der einen Sphäre das der anderen zur Folge hat, und wenn ja, in welcher die Krankheit ihren Ursprung hat. Denn die meisten Figuren bei Thomas Mann, die an einer organischen Disposition zur Krankhaftigkeit leiden, zeichnen sich durch eine besonders sensible Einstellung zum Leben und eine feine Beobachtungsgabe aus, welche sie von den anderen, gesunden Menschen abgrenzen. [...]