Eine Mutter ist eine Mutter ist eine Mutter?
Die Dramatis personae dieses mexikanischen Romans sind zwei Frauen, die in schnörkelloser Sprache über ihr Leben, ihr Leiden, ihre Männer und über Daniel alias Leonel, den kleinen autistischen Jungen, den beide für sich als ihren Sohn beanspruchen,
berichten. Sie bleiben namenlos, erzählen in Ich-Form als Endlos-Monologe. Die eine zweifelt an sich und…mehrEine Mutter ist eine Mutter ist eine Mutter?
Die Dramatis personae dieses mexikanischen Romans sind zwei Frauen, die in schnörkelloser Sprache über ihr Leben, ihr Leiden, ihre Männer und über Daniel alias Leonel, den kleinen autistischen Jungen, den beide für sich als ihren Sohn beanspruchen, berichten. Sie bleiben namenlos, erzählen in Ich-Form als Endlos-Monologe. Die eine zweifelt an sich und ihrer mütterlichen Rolle, die andere sehnt sich nach mütterlicher Erfüllung. Die eine ist eine „mittelschichtige“ Weiße, die andere eine „unterschichtige“ Indiofrau. Trotz unterschiedlicher Lebensmodalitäten sind beide geprägt von ihren familiären Bedingungen, vom Ausgeliefertsein an ihre Liebhaber und vor allem vom Siegel der Mutterschaft. Und von männlicher Gewalt, die ihr Gegenstück in weiblichen Manipulationen findet.
Selbstgeißelung, Trostlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Unterwürfigkeit, als ob beide keine Selbstbestimmung kennen. Aber zumindest die „Zweitmutter“ hat Energie und Power.
Nein, die Lektüre ist keine erfreuliche. Teilweise in sehr deftiger, sexualisierter Sprache. Obwohl ich weiß, dass solche Lebensmodalitäten existieren, nicht nur in Mexiko, sondern überall auf der Welt, kommt bei mir kein Mitgefühl auf. Irgendetwas stört mich an diesen Charakteren. Das mag Patriarchiatsbekämpferinnen missfallen. Es gibt mir trotz mancher Selbsterkenntnisder zwei Frauen zu viel „Schuld sind immer die anderen“.
Auf jeden Fall eine aufklärerische Lektüre, die nachdenken lässt über Abhängigkeiten, die Dominanz von Sex, die Über- bzw. Unterbewertung von Mutterschaft.
Ein kaukasischer Kreidekreis mit offenem Ende.