Fachbuch aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, , Veranstaltung: DGhK-Elterngruppe: Legasthenie und Hochbegabung, 11.10.2012, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Die Hochbegabtenforschung wie auch die Legasthenieforschung sind noch junge Forschungsfelder; beide werden bis heute von der medizinisch-psychologischen Forschung dominiert, erst in den letzten 20-30 Jahren befassen sich andere Fachbereiche (wie die Pädagogik, Intelligenzforschung, Neurowissenschaft, Humangenetik, Soziologie und Sprachwissenschaften) mit diesen Sachthemen. Leider gibt es in Deutschland, aber auch international, sehr selten eine fachübergreifende Zusammenarbeit auf diesen Gebieten. Daher ist es für den unbedarften Laien kaum zu verstehen, warum es verschiedene Sichtweisen, Thesen, Definitionen gibt - denn es ist ein sehr komplexer Sachverhalt. Umso schwieriger wird auch die wissenschaftliche Objektivität der gefundenen Erkenntnisse, wenn diese nur aus einer Perspektive untersucht und interpretiert werden. Aus diesem Grund kann es passieren, dass die Diagnostik und umfassende Förderung für den Schüler und seine Familie zu einer Herausforderung werden kann, weil es zu Fehleinschätzungen der wirklichen schulischen Leistungen kommen kann. In unserer Gesellschaft ist es weit verbreitet, zu denken, dass jedes hochbegabte Kind automatisch ein Genie auf allen Gebieten sein muss. Diese Sicht entstammt nicht der Realität, sondern Fabeln und Märchen, wo sehr Begabte als Genies hingestellt werden, die scheinbar auf allen Gebieten exzellente Leistungen erbringen können. Aber das Leben zeigt uns viele Facetten von sehr begabten Menschen, die manchmal nur in Teilgebieten Leistungsexzellenz aufweisen. Nach meiner Meinung ist der Begriff Hochbegabung eher als Sammelbegriff für sehr begabte Menschen zu sehen, die in verschiedenen Bereichen Hochleistungen erbringen können, und das jenseits eines festgesetzten Intelligenzquotienten. Besondere Begabung kann man durch gute Beobachtung spezieller Leistungen im Laufe eines Lebens (Expertiseforschung) besser beurteilen. Betrachtet man Biografien von sehr begabten Legasthenikern, bemerkt man, dass die Messung mit IQ-Tests keine richtige Abschätzung der wirklichen Intelligenz liefern konnte. Oft zeigt sich auch bei sehr begabten Schülern mit einer Legasthenie, dass sie fälschlicherweise noch heute "nur" eine Sonderschule oder einen Schulabschluss weit unter ihren Möglichkeiten absolvieren. Die tatsächliche Begabung wird sehr oft nicht erkannt oder sie wird im Bildungswesen ignoriert.
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