Am vierten Juli des Jahres 2014 erregte ein Video große Aufmerksamkeit in den westlichen Medien: eine Freitagspredigt und gleichzeitig der Amtsantritt eines „Kalifen“ durch den Mann, der sich Abū Bakr al-Baġdādī nennt. Während seines Auftritts in Mossul rief der Kalif die Muslime zum Kampf gegen die Ungläubigen und Apostaten auf. Dies ist die einzige Videoaufnahme des „Kalifen“. Bis dahin war er lediglich als Anführer der Terrormiliz IS bekannt. Für die Konsolidierung seiner bisherigen Macht hat der IS einen Medienapparat zum Vertrieb von Propaganda geschaffen. Die Medienzentren des Islamischen Staates produzieren eine Vielzahl an Videos und verbreiten diese im Internet. Diese Propagandavideos dienen nicht nur zur Selbstdarstellung sondern auch zur Rekrutierung von Kämpfern und zur Abschreckung der Gegner. Da sich ein Großteil der Forschung bisher auf die Entstehung des Islamischen Staates fokussiert hat, wird hier die Selbstdarstellung in den Videos des IS analysiert. Besonders im Mittelpunkt sollen die Aspekte Legitimität und Autorität stehen, welche als Voraussetzungen für die Gründung eines Kalifats notwendig sind, und auf welche Art und Weise sich das Kalifat zu legitimieren versucht. Weitere zu untersuchende Aspekte des Videos sind Recht und Gesetz sowie die Funktion des Volkes im Kalifat. Zudem soll dargelegt werden, welcher Mittel sich die Propaganda einer radikal-islamischen Gruppierung zur Rekrutierung bedient, um die eigene Ideologie den Rezipienten glaubwürdig zu vermitteln. Außerdem wird die Konstruktion von Wirklichkeit, Identität und Territorium näher erörtert. Aus dem Inhalt: -Propaganda im Digitalen Zeitalter -Ideologie und Propaganda des Islamischen Staates -Sprache der Propaganda -Herrschaft und Legitimation des IS -Artikulation von Identität durch die Medien