An gewissenhaften Ärzten, die erkennen, was dem Menschen an Leib und Seele fehlt, und dann nach erfolgreicher Behandlung nicht einmal eine Rechnung stellen, dürften Patienten und Kassen heutzutage ihre helle Freude haben. In der Kirche der Antike und des Frühmittelalters hat man jedenfalls den vornehmlich aus dem Orient stammenden Heiligen dieses Berufsstandes dergleichen zugeschrieben und auf diese Weise das traditionelle Motiv des Christus medicus (,Christus, der Arzt') aktualisiert. Die in dieser Studie zusammengetragenen Ärzte entsprechen in der einen oder anderen Form diesem Ideal, welches das Andenken dieser Gottesfreunde nicht nur in lange vergangenen Zeiten gesichert hat, sondern auch dem modernen Leser hilft, ihr Leben, Sterben und das über ihr irdisches Ende hinausgehende Wirken zu erschließen. Sie begegnen in den Quellen, bald mit kurzen Notizen, bald legendarisch verfremdet oder mit langen Katalogen mirakulöser Eingriffe versehen, als Glaubenszeugen, die in der Verfolgung den Tod erlitten oder ihr geistliches Amt gleichsam medizinisch begriffen haben. Die Wundertäter unter ihnen, die Generalisten selbst für aussichtlose Fälle, erwarten den Leser mit mehr oder weniger eigenwilligen Mitteln und Mittelchen, aber doch durchschlagendem Heilerfolg und heroischen Eingriffen.
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