»K-Wache, Zimmermann. Die Nacht ist zu Ende, Junge. Wir haben ‘ne Leiche mit Löchern im Rücken.«
Eine Stunde Schlaf muss manchmal reichen, das Verbrechen fragt nicht nach Feiertagen, Arbeits- und Schlafenszeiten. Und so steht Kriminalhauptkommissar Konstantin Kirchenberg, Leiter einer
Mordkommission in NRW (die Stadt wird nicht näher bezeichnet, mich erinnerte manches an Düsseldorf) mitten in…mehr»K-Wache, Zimmermann. Die Nacht ist zu Ende, Junge. Wir haben ‘ne Leiche mit Löchern im Rücken.«
Eine Stunde Schlaf muss manchmal reichen, das Verbrechen fragt nicht nach Feiertagen, Arbeits- und Schlafenszeiten. Und so steht Kriminalhauptkommissar Konstantin Kirchenberg, Leiter einer Mordkommission in NRW (die Stadt wird nicht näher bezeichnet, mich erinnerte manches an Düsseldorf) mitten in der Nacht vor der grausam zugerichteten Leiche einer jungen Frau. Zum Glück gibt es eine Zeugin, die den mutmaßlichen Täter auf der Flucht vom Tatort gesehen hat und eine ganz ordentliche Beschreibung abgeben kann. Es findet sich auch schnell ein Tatverdächtiger, doch Kirchenberg hat Zweifel und wühlt weiter…
Norbert Horst weiß, wovon er schreibt, als Kriminalhauptkommissar hat er selbst in NRW in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt. Und im Grunde klingt die ganze Story so, als würde man als guter Bekannter bei ihm zuhause auf dem Sofa sitzen und zuhören, wie er erzählt. Mit großartigen Umschreibungen hält er sich nicht auf, er schreibt, was sein Protagonist gerade denkt, sagt, empfindet. Und das reichlich ungeschminkt.
Nachdem ich mich kurz in diesen Stil eingelesen hatte, fand ich ihn in Sachen Authentizität sehr passend und gelungen. Näher dran am Ermittler kann man gar nicht sein. In der Folge erlebte ich ganz präzise und detailliert die Nachforschungen, Spurenauswertungen und Zeugenbefragungen mit, unterbrochen von Aktennotizen, die die Eindrücke und Ergebnisse der anderen Ermittler rüberbrachten. Das Tempo wechselt, passend zum jeweiligen Ermittlungsstand. Bei einer Verfolgungsfahrt merkt man förmlich das Adrenalin, das Klinkenputzen in einem Wohnblock hingegen ist schlicht mühevoll.
Natürlich ist der Ermittler auch Privatperson und da man als Leser ständig seine Gedanken begleitet, ist man auch dabei, wenn sie immer wieder auf reichlich männliche Art und Weise abschweifen. Das, muss ich gestehen, war für mich als Frau manchmal etwas anstrengend zu lesen. Jede Frau, gleichgültig ob Kollegin, Zeugin, Passantin… wird erotisch abgecheckt, das scheint vollkommen automatisch zu laufen.
Darüber hinaus vermischen sich manchmal in Kirchenbergs Gedanken tatsächliche Ereignisse und Erinnerungen bzw. Phantasien. Das ist reizvoll, teilweise auch unterhaltsam, erfordert aber auch Aufmerksamkeit. Zudem werden zahlreiche Abkürzungen genutzt, die sich mit ein wenig Krimierfahrung ableiten lassen, manchmal aber auch etwas Überlegung erfordern.
Fazit: Sehr authentisch, ein toller Polizeiroman! Wem realistische Ermittlungen wichtig sind, der ist hier richtig. Für Leserinnen könnte es schon mal etwas anstrengend werden. Ich werde die Reihe weiterverfolgen.