Was die Nazis alles zerstörten
Denke ich an die Frauenbewegung, fallen mir die Grünen ein. Und gehe ich zurück, dann allenfalls bis zu den 68ern. Aber bis zur spießigen Adenauer-Zeit waren Frauen doch nur Beiwerk des Ehemannes, den sie um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie arbeiten
wollen.
IRRTUM schreit dieses Buch. Schon im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts kamen mit Anita Augspurg und…mehrWas die Nazis alles zerstörten
Denke ich an die Frauenbewegung, fallen mir die Grünen ein. Und gehe ich zurück, dann allenfalls bis zu den 68ern. Aber bis zur spießigen Adenauer-Zeit waren Frauen doch nur Beiwerk des Ehemannes, den sie um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie arbeiten wollen.
IRRTUM schreit dieses Buch. Schon im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts kamen mit Anita Augspurg und Sophia Goudstikker zwei jungen Frauen nach München, die das langweilige Warten auf den Ehemann in der bürgerlichen Familie satt hatten. Sie gründeten hier ein Fotostudio, was damals eine männliche Domäne war.
Im Umfeld dieses Studios bildete sich eine Boheme, die dank des Fischer Verlags auch viele Frauen ermöglichte Bücher zu veröffentlichen. Anita Augspurg, die später in Zürich die erste promovierte Juristin wurde, war schreibende, ebenso Maria Janitschek, Carry Brachvogel und Gabriele Reuter. Nicht zu vergessen ist Elsa Bernstein, die teilweise unter dem Pseudonym Ernst Rosmer veröffentlichte.
Die genannten Frauen änderten das Frauenbild, weil sie keine Hausfrau waren. Sie sorgten auch dafür, dass die Bildung der Mädchen gestärkt wurde. 1893 eröffnete in Karlsruhe das erste deutsche Mädchengymnasium.
Die Münchenerinnen hatten Kontakte über die Stadt hinaus, auch nach Berlin zum Friedrichshagener Kreis. Wichtig waren ebenso Kontakte zu gleichgesinnten, gut vernetzten Männern. Selbst von Rilke ist zu lesen.
Die Bewegung gipfelt 1899 in den ersten bayerischen Frauentag, der 1899 in München stattfindet und danach alle 2 Jahre in verschiedenen bayerischen Städte wandert. Der letzte Frauentag war 1930 in Kaiserslautern, da die Pfalz noch zu Bayern gehörte.
Mit der Machtergreifung der Nazis war das alles nicht mehr möglich, die Protagonisten wurden verfolgt und gerieten nach dem Krieg in Vergessenheit bis die Autorin sie ausgrub.
Als Dank dafür erhält sie von mir 4 Sterne. Einen Stern muss ich abziehen, weil das Buch manchmal wie eine Liste die Bücher der Frauen aufzählt, wenig aber von ihren Gedanken und Gefühlen vermittelt.
Zitat: Modern bedeutet ein Leben im „Geist der Freiheit“ zu führen (148 Christian Morgenstern)