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Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: ,,Eine Wertung der menschlichen Kultur zu geben", so Sigmund Freud zusammenfassend, „liegt mir ... sehr ferne. Ich habe mich bemüht, das enthusiastische Vorurteil von mir abzuhalten, unsere Kultur sei das Kostbarste, was wir besitzen oder erwerben können, und ihr Weg müsse uns notwendigerweise zu Höhen ungeahnter Vollkommenheit fuhren. Ich kann wenigstens ohne Entrüstung den Kritiker anhören, der meint ..., man müsse zu dem Schlüsse kommen, die ganze Anstrengung sei nicht…mehr

Produktbeschreibung
Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: ,,Eine Wertung der menschlichen Kultur zu geben", so Sigmund Freud zusammenfassend, „liegt mir ... sehr ferne. Ich habe mich bemüht, das enthusiastische Vorurteil von mir abzuhalten, unsere Kultur sei das Kostbarste, was wir besitzen oder erwerben können, und ihr Weg müsse uns notwendigerweise zu Höhen ungeahnter Vollkommenheit fuhren. Ich kann wenigstens ohne Entrüstung den Kritiker anhören, der meint ..., man müsse zu dem Schlüsse kommen, die ganze Anstrengung sei nicht der Mühe wert und das Ergebnis könne nur ein Zustand sein, den der einzelne unerträglich finden muss. Meine Unparteilichkeit wird mir dadurch leicht, dass ich über all diese Dinge sehr wenig weiss, mit Sicherheit nur das eine, dass die Werturteile der Menschen unbedingt von ihren Glückswünschen geleitet werden, also ein Versuch sind, ihre Illusionen mit Argumenten zu stützen. Ich verstünde es sehr wohl, wenn jemand den zwangsläufigen Charakter der menschlichen Kultur hervorheben und z. B. sagen würde, die Neigung zur Einschränkung des Sexuallebens oder zur Durchsetzung des Humanitätsideals auf Kosten der natürlichen Auslese seien Entwicklungsrichtungen, die sich nicht abwenden und nicht ablenken lassen und denen man sich am besten beugt, wie wenn es Naturnotwendigkeiten wären. Ich kenne auch die Einwendung dagegen, dass solche Strebungen, die man für unüberwindbar hielt, oft im Laufe der Menschheitsgeschichte beiseite geworfen und durch andere ersetzt worden sind. So sinkt mir der Mut, vor meinen Mitmenschen als Prophet aufzustehen, und ich beuge mich ihrem Vorwurf, dass ich ihnen keinen Trost zu bringen weiss, denn das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revolutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravsten Frommgläubigen."1 Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften. Einl. v. A. Lorenzer u. B. Görlich, Frankfurt am Main 1996; alle Seitenangaben im Text nach dieser Ausgabe, S. 31-108