Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Politik, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,3, Hochschule Zittau/Görlitz; Standort Zittau, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit nunmehr 15 Jahren kämpft der russische Staat um die eigene Stellung im neuen Weltgefüge. Der Kommunismus hat ausgedient und die Wortgewalt des Kremls verliert sich im kapitalistischen Konsumrausch. Neue Staaten entstanden und neue Gesichter geben den internationalen Ton an. Russland befindet sich gegenwärtig immer noch im Transformationsprozess; hin zu Demokratie und Marktwirtschaft. Auf dem Papier wurde vieles erreicht, die Umsetzung leidet unter ‚Verzögerung’ des russischen Alltags. Mit Amtsantritt Putins verbesserte sich die wirtschaftliche, soziale und gesellschaftspolitische Situation des Landes. Der gesellschaftliche Umbruch und die neuen westlichen Einflüsse sind an der russischen Bevölkerung nicht unbemerkt vorübergegangen. Die Begeisterung für westliche Konsumgüter mischt sich mit Angst vor Reizüberflutung. Die Entscheidung, was gut und schlecht ist, nimmt jetzt kein Parteiführer mehr ab. Große Teile der russischen Bevölkerung fühlen sich durch die alleinige Entscheidungsgewalt und Variantenvielfalt überfordert. Sowohl der russische Staat als auch die Bevölkerung sind sich über ihren eigenen Standpunkt unklar. Wohin soll sich Russland orientieren; Als was definiert sich ein Russe und welche Konsequenzen in Politik und Gesellschaft müssen gezogen werden? Prowestliche Bewegungen treffen dabei auf konservative Patrioten und der Russe wird hin- und hergerissen zwischen Tradition, Postkommunismus, Globalisierung und persönlichen Bedürfnissen. In Europa hat sich in den letzten Jahren der Begriff der Russischen Identitätsfindung herausgebildet. Es umfasst den Prozess der russischen Gesellschaft und des Staates, ein beständiges, nationales Gesicht herauszubilden. Die russische Regierung versucht ihrerseits die russische Identität durch den allgemeinen politischen Kurs, Gesetzten und Reformen zu prägen. Die Freiheit der individuellen Identität endet aber am staatlichen Hoheitsgebiet. Eine besondere Rolle fällt dem Sektor Kunst und Kultur zu. Kulturelle Institutionen haben – vielleicht so wie kein Anderer – Einfluss auf das Selbstgefühl eines jeden russischen Bürgers und können somit alleinig die gesamtrussische Identitätsausprägung [von unten] bekräftigen. Das Selbstbild Russlands ist noch unfertig: das Muster abstrakt, vielfarbig und der Rahmen brüchig. Es gibt noch zu viele verschiedene/ strittige Interpretationsweisen, als dass man von DEM Russland reden könnte.