Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 3,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie), Veranstaltung: HS Casanova & Co, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit möchte ergründen, ob sich in früheren Adaptionen des Don Juan-Stoffes Ansätze für eine Evolution der Dienerfigur finden. Hierzu werden die Werke "Don Juan in Ägypten" von Gumiljow , Molinas "Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast" aus dem Jahr 1613 und Lorenzo Da Pontes "Libretto zu Don Giovanni" aus dem Jahr 1787 zur Analyse herangenommen. Der russische Dichter Nikolai Stepanowitsch Gumiljow verfasste innerhalb seiner kurzen, von Lyrik dominierten, künstlerischen Schaffensphase den Einakter "Don Juan in Ägypten". Das Drama entstand 1912 und steht auch heute noch im Schatten von Alexander Puschkins 1830 erschienener und später als Oper realisierter Adaption des Don Juan-Stoffes. Während sich Puschkin jedoch weitestgehend an der klassischen Vorlage orientierte, schuf Gumiljow mit seinem "Don Juan in Ägypten" eine Art Fortsetzung und lässt sein Drama im Ägypten des frühen 20. Jahrhunderts an den traditionellen Handlungsstrang anknüpfen. Bei Gumiljow entsteigt Don Juan nach seinem Höllensturz einem Felsschlitz und trifft auf einen Leporello, der es zwischenzeitlich in Amerika zu einer Hochschulprofessur gebracht hat und kurz davor steht, die Tochter eines amerikanischen Millionärs zu heiraten. Damit bietet Don Juan in Ägypten nicht nur auf Handlungsebene einen harten Kontrast zu den gängigen Adaptionen des Don Juan-Stoffes, sondern schafft auch inhaltlich einige Dissonanzen, da das Verhältnis zwischen Don Juan und der Dienerfigur mindestens hinterfragt wird. Denn Don Juan trifft bei Gumiljow einen nun gesellschaftlich angesehenen Diener an, der zudem als Tourist auftritt, also als freier Mensch, und keinesfalls, um Dienste zu verrichten. Molinas Diener trägt den Namen Catalinon und folgt seinem Herren durch die üblichen Abenteuer bis zum finalen Abendessen mit der rachsüchtigen Steinstatue. Lorenzo da Ponte führtals Dienerfigur den Leporello ein, der in einem ähnlichen Beziehungs- und Handlungsschema seinem, hier mit Don Giovanni betitelten, Herrn unterstellt ist. Durch diese Übereinstimmungen ergeben sich auch die Kriterien der nachfolgenden Textanalyse und die Strukturen der jeweiligen Hauptkapitel. Anhand relevanter Textstellen wird jeweils untersucht, wie das Selbstbild des Dieners ist, in welchem Verhältnis der Diener zu der Don Juan-Figur steht, ob sich dieses Verhältnis im Laufe der Handlung ändert, und ferner, ob es Ansätze für die später bei Gumiljows Diener vorhandene wissenschaftliche Karriere gibt.
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