In diesem Buch nimmt sich ein Literaturwissenschaftler, der ein Berufsleben lang immer das Andere, Literatur von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, betrachtet hat, einmal das Eigene vor, ohne aber jenes Andere zu lassen. Doch geht es nicht um eine Selbstbiografie mit fugenlosem Ablauf, sondern um die Memoria als etwas aus Stücken und Flicken Zusammengesetztes. (Julian Barnes) Hier entsteht kein Lebensteppich mit durchgehendem Muster, vielmehr wird aus einzelnen Erinnerungen, deren Stichworte nach dem ABC angeordnet sind, eine Art Fleckerlteppich geknüpft. Kindheit und Jugend in Kärnten, Studium und akademische Laufbahn, Erlebnisse im Amerika der 60er Jahre und in der Sowjetunion 1978, Erfahrungen mit Kino, Tinnitus, Lampenfieber und Familiengeschichte laden ein zur Identifikation, zeigen aber darüber hinaus auch ausschnitthaft-persönliche Blicke auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Karlheinz Rossbacher gleicht einem Flaneur seines Gedächtnisses, er passiert literarische Stationen und Assoziationen, die ihre Herkunft frühen Leseerlebnissen verdanken. Auch hier kann der Leser ein Stück mitgehen, und, auf eigene Lektüren zurückgreifend, zustimmend nicken, staunen, zweifeln und überrascht einen anderen Zugang zu Literatur(en) finden. Vieles wird auf anregende Weise neu zu entdecken sein. Und wenn richtig ist, dass Lesen und Leben nur durch einen Buchstaben getrennt sind, trägt Gelesenes dazu bei, Gelebtes besser zu verstehen.
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