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Hätte sie ein Wörtchen mitreden dürfen, wäre sie an der irischen Westküste geboren, schreibt die Reisejournalistin Nicole Quint über sich. So ist sie als Deutsche der grünen Insel eben einfach nur verfallen, was sie manchmal dazu verführt, andere, die nicht ganz so tief empfinden und sich entsprechend inadäquat verhalten, Touristen und Schlimmeres zu nennen. Aber so ist es mit Irland, wo alles ein bisschen charmanter, heiler und herzlicher erscheint als zu Hause; es weckt Beschützerinstinkte. Quint schreibt zugeneigt, kenntnisreich und nachdenklich über Secret Street Tours in Dublin, auf denen Obdachlose Besuchern die dunkle Seite der Stadt zeigen, über die Hunderasse der Kerry Blue Terrier - "absolut loyal, heißblütig, furchtlos und eigensinnig, echte Iren eben" -, über den Eigensinn anderer echter Iren, die gegen jede Vernunft darauf bestehen, ihren Torf zu stechen, über eine Nonne als künstlerisches Ausnahmetalent, eine autodidaktische Meeresbiologin und die heilige Bridget, die, da hundert Prozent irisch, eine bessere Schutzpatronin der Insel darstellte als St. Patrick, der ein Britannier war. Es klingt poetisch, wenn sie Dublin als Dame im kleinen Grauen mit backsteinfarbener Handtasche beschreibt, rätselhaft, wenn sie Amsel, Elster und Rotkehlchen "die heilige ornithologische Dreifaltigkeit" nennt, und leicht vermessen, wenn sie einen Literaturnobelpreisträger und "spleenigen Schwärmer" mit "lieber Mr. Yeats" anspricht. Das sollte man in keinem Land tun, ganz gleich, wie sehr man dort geboren oder "unter dem Pub begraben" sein möchte. letz
"Lesereise Irland" von Nicole Quint. Erschienen in der Reihe: Lesereisen. Picus Verlag, Wien 2023. 130 Seiten. Gebunden, 16 Euro.
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