Seit 2009 gehören sie zum Weltnaturerbe. Aber Erben heißt auch Pflichten übernehmen. Kristine von Soden liebt die Nordfriesischen Inseln, bereist sie seit vielen Jahren, ob im Hochsommer, im Herbstnebel oder im Eiswinter. Kundig ergreift sie für die Naturschönheiten Partei: die Salzwiesen, die Dünen, das Watt, den Sandstrand. Erzählt von Sturmfluten und den Gefahren, denen Schweinswale ausgesetzt sind. Gewürzt mit norddeutschem Witz und Humor schildert sie die Geschichte der Friesen und ihrer Sprache, die außer ihnen kein Mensch versteht; fabuliert über »Friesennerz« und »Friesentorte«, die Leib und Seele bei Schietwetter zusammenhalten. Auf Sylt besucht sie das einstige Autorenhaus des Verlegers Peter Suhrkamp, wo auch Max Frisch zu Gast war. Auf Föhr inspiziert sie Biohöfe und nascht von Marmelade und Schafskäse. Last, but not least, setzt sie zu den Halligen über, den schwimmenden Träumen im Meer. Und fragt sich am Kniepstrand von Amrum: »Ob die Schöpfung hier wohl ihren Ausgang genommen hat?«
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2012Für ganz ottonormale Weinliebhaber
Auf die Nordfriesischen Inseln reisen heißt nach Sylt reisen. Vor allem aus Hamburger Sicht ist das so. Kristine von Soden ist Hamburgerin. Aber sie ist auch Reisejournalistin und kennt ihren Norden. Also widmet sie ein Kapitel ihres Buches über die Inseln auch Pellworm, wo es fünfmal so viele Schafe wie Einwohner gibt und "vieles nicht, was andere haben". Es gibt keinen Sandstrand, dafür grüne Strände, also Wiesen. "Schickimicki ist Pellworm fremd, auch überkandidelte Küche", schreibt die Autorin. Künstler haben Pellworm auch nicht entdeckt. Die Orgel in der Alten Kirche stammt von Arp Schnitger: "Es ist das einzige Werk des berühmten Barock-Orgelbauers auf einer nordfriesischen Insel." Welch ein Superlativ! Nett, dass Frau von Soden sich so viel Mühe gibt mit Pellworm, aber da wollen wir denn doch nicht hin. Außerdem glauben wir, die Autorin ist nicht ganz ehrlich. Was zum Beispiel schreibt sie über die Sternküche auf Sylt? Das klingt doch bestimmt genauso begeistert wie das fehlende Überkandidelte auf Pellworm. Doch Frau von Soden kann der Sylter Welt zwar einiges abgewinnen, aber nur, wenn dort soziale Gerechtigkeit herrscht: Der Weinbestellkatalog vom "Sansibar", "ein abhängig machender Schmöcker, der in jede Bermudahosentasche passt, wendet sich mit seiner geballten ,Winzer-Prominenz' jedoch auch an Otto-Normal-Weinliebhaber". Und die Meeresküche auf Sylt schmecke "auch auf weniger hochgestochenem Niveau". Mit wirklicher Liebe schreibt sie erst, wenn sie es mit Menschen zu tun bekommt. Das Kapitel über die Amrum-Lichtbildervorträge von Georg Quedens, des Naturschutzbeauftragten der Insel, ist solch ein hübsches Stück. Freilich geht es auch um ein richtiges Original. Für so etwas sind Autoren immer dankbar. Quedens sagt von sich, lieber wolle er im Foto-Tarnzelt sterben "als in der Badewanne einer Intensivstation". Solche Zitate nimmt man gern.
F.P.
"Nordfriesische Inseln. Wolkenbilder, Watt und Meeresköche" von Kristine von Soden. Erschienen in der Reihe: "Lesereise": Picus-Verlag, Wien 2012. 132 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf die Nordfriesischen Inseln reisen heißt nach Sylt reisen. Vor allem aus Hamburger Sicht ist das so. Kristine von Soden ist Hamburgerin. Aber sie ist auch Reisejournalistin und kennt ihren Norden. Also widmet sie ein Kapitel ihres Buches über die Inseln auch Pellworm, wo es fünfmal so viele Schafe wie Einwohner gibt und "vieles nicht, was andere haben". Es gibt keinen Sandstrand, dafür grüne Strände, also Wiesen. "Schickimicki ist Pellworm fremd, auch überkandidelte Küche", schreibt die Autorin. Künstler haben Pellworm auch nicht entdeckt. Die Orgel in der Alten Kirche stammt von Arp Schnitger: "Es ist das einzige Werk des berühmten Barock-Orgelbauers auf einer nordfriesischen Insel." Welch ein Superlativ! Nett, dass Frau von Soden sich so viel Mühe gibt mit Pellworm, aber da wollen wir denn doch nicht hin. Außerdem glauben wir, die Autorin ist nicht ganz ehrlich. Was zum Beispiel schreibt sie über die Sternküche auf Sylt? Das klingt doch bestimmt genauso begeistert wie das fehlende Überkandidelte auf Pellworm. Doch Frau von Soden kann der Sylter Welt zwar einiges abgewinnen, aber nur, wenn dort soziale Gerechtigkeit herrscht: Der Weinbestellkatalog vom "Sansibar", "ein abhängig machender Schmöcker, der in jede Bermudahosentasche passt, wendet sich mit seiner geballten ,Winzer-Prominenz' jedoch auch an Otto-Normal-Weinliebhaber". Und die Meeresküche auf Sylt schmecke "auch auf weniger hochgestochenem Niveau". Mit wirklicher Liebe schreibt sie erst, wenn sie es mit Menschen zu tun bekommt. Das Kapitel über die Amrum-Lichtbildervorträge von Georg Quedens, des Naturschutzbeauftragten der Insel, ist solch ein hübsches Stück. Freilich geht es auch um ein richtiges Original. Für so etwas sind Autoren immer dankbar. Quedens sagt von sich, lieber wolle er im Foto-Tarnzelt sterben "als in der Badewanne einer Intensivstation". Solche Zitate nimmt man gern.
F.P.
"Nordfriesische Inseln. Wolkenbilder, Watt und Meeresköche" von Kristine von Soden. Erschienen in der Reihe: "Lesereise": Picus-Verlag, Wien 2012. 132 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main