Triest und die Poesie von Wind, Wasser und Stein. Wenn die Bora mit voller Kraft über den Karst und die Dächer der Stadt bis zum Meer jagt, elektrisiert sie den Geist und wird zum kreativen Turbo für die Menschen, die an der Schnittstelle der romanischen, germanischen und slawischen Kultur leben. Von hier aus eroberte man die Ozeane und stieg zur polyglotten Handelsmetropole auf. Höhenflüge, wie man sie bis heute spürt, da sich Triest gen Zukunft orientiert. Susanne Schaber erkundet den alten Hafen mit seinen zeitgenössischen Kunstprojekten, den Charme der Kaffeehäuser und die Vielfalt der Architektur. Sie folgt den Spuren von Italo Svevo, James Joyce oder Claudio Magris und erinnert an Franco Basaglia und dessen Konzept der modernen Psychiatrie. Ein feinnerviges Buch über Triest und seine weltläufige Magie.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2022Der Wind hat mir ein Lied gesungen
Auf dem Triester Molo Audace, wo einst die Passagier- und Handelsschiffe anlegten, stemmt sich ein Poller aus Bronze gegen den Sturm. Eine "rosa dei venti" erzählt von Scirocco, Maestrale, Libeccio und Grecale. Und mittendrin ein frecher Cherub, mit aufgeblähten Wangen: die Bora, die Mächtigste von ihnen - ein Sturm, der sich im Nordosten bündelt und mit bis zu zweihundertfünfzig Stundenkilometern von den Anhöhen des Karsts auf die Adriaküste zurast, mit einem Heulen, Pfeifen und Brausen, einem Brüllen, Dröhnen und Donnern. "Triest - Poesie von Wind, Wasser und Stein" heißt das jüngste Buch von Susanne Schaber. Die Bora, so liest man, sei die Musik der Stadt, ihre Seele: gefürchtet, geliebt und gehasst. Die Melodie gegen Langeweile und Gleichklang, der Frische-Kick, wenn Melancholie und Schwermut über den Häusern hängen. Dann werden die Böen zum kreativen Turbo für alle, die hier leben: an der Schnittstelle der romanischen, germanischen und slawischen Kulturen, mit der Weite des Horizonts im Blick und der Erinnerung an eine gloriose Geschichte im Rücken. Der Hafen und die Handelsstützpunkte in Asien und Afrika sorgten einst dafür, dass Triest zu einer polyglotten Metropole aufstieg. Daran sucht man heute anzuknüpfen. Die Autorin erkundet die alten Docks und Speicher, entdeckt frühere K.-u.-k.-Herrlichkeiten, den Charme der Kaffeehäuser und die Raffinesse und Vielfalt der Architektur. Sie lässt sich von zeitgenössischen Kunstprojekten begeistern, die der Stadt eine neue Identität zuspielen, folgt den Spuren von Autoren wie Italo Svevo, James Joyce oder Claudio Magris und erinnert an Franco Basaglia und dessen Konzept der modernen Psychiatrie. Triest, inzwischen wieder eine Boomtown, setzt Segel und bricht auf, um sich neu zu finden. Mit diesem Buch ist man mit an Bord. F.A.Z.
"Triest - Poesie von Wind, Wasser und Stein" von Susanne Schaber. Erschienen in der Reihe "Lesereisen". Picus Verlag, Wien 2021.
131 Seiten. Gebunden, 16 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf dem Triester Molo Audace, wo einst die Passagier- und Handelsschiffe anlegten, stemmt sich ein Poller aus Bronze gegen den Sturm. Eine "rosa dei venti" erzählt von Scirocco, Maestrale, Libeccio und Grecale. Und mittendrin ein frecher Cherub, mit aufgeblähten Wangen: die Bora, die Mächtigste von ihnen - ein Sturm, der sich im Nordosten bündelt und mit bis zu zweihundertfünfzig Stundenkilometern von den Anhöhen des Karsts auf die Adriaküste zurast, mit einem Heulen, Pfeifen und Brausen, einem Brüllen, Dröhnen und Donnern. "Triest - Poesie von Wind, Wasser und Stein" heißt das jüngste Buch von Susanne Schaber. Die Bora, so liest man, sei die Musik der Stadt, ihre Seele: gefürchtet, geliebt und gehasst. Die Melodie gegen Langeweile und Gleichklang, der Frische-Kick, wenn Melancholie und Schwermut über den Häusern hängen. Dann werden die Böen zum kreativen Turbo für alle, die hier leben: an der Schnittstelle der romanischen, germanischen und slawischen Kulturen, mit der Weite des Horizonts im Blick und der Erinnerung an eine gloriose Geschichte im Rücken. Der Hafen und die Handelsstützpunkte in Asien und Afrika sorgten einst dafür, dass Triest zu einer polyglotten Metropole aufstieg. Daran sucht man heute anzuknüpfen. Die Autorin erkundet die alten Docks und Speicher, entdeckt frühere K.-u.-k.-Herrlichkeiten, den Charme der Kaffeehäuser und die Raffinesse und Vielfalt der Architektur. Sie lässt sich von zeitgenössischen Kunstprojekten begeistern, die der Stadt eine neue Identität zuspielen, folgt den Spuren von Autoren wie Italo Svevo, James Joyce oder Claudio Magris und erinnert an Franco Basaglia und dessen Konzept der modernen Psychiatrie. Triest, inzwischen wieder eine Boomtown, setzt Segel und bricht auf, um sich neu zu finden. Mit diesem Buch ist man mit an Bord. F.A.Z.
"Triest - Poesie von Wind, Wasser und Stein" von Susanne Schaber. Erschienen in der Reihe "Lesereisen". Picus Verlag, Wien 2021.
131 Seiten. Gebunden, 16 Euro.
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