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Severin Groebner liest aus dem "Lexikon der Nichtigkeiten"
Vielleicht hätte man das Buch doch besser vorher lesen sollen. Nein, nicht, um besser mitzukommen. Nicht wegen Einträgen wie "Alkohol, der", "Gemütlichkeit, die" oder "Humor, der" aus Severin Groebners soeben erschienenem "Lexikon der Nichtigkeiten" (Satyr Verlag), das der Wiener Kabarettist jetzt in Frankfurt vorstellte. Nicht also um vielleicht all die Begriffe nachzuschlagen, die der Österreicher für das Sudern, Jammern und Motschkern kennt. Oder besser noch die dem gemeinen Hessen doch ein wenig fremde Sprache selbst: "Wienerische, das", das umstandslos auf all das Wienerische dieses Bändchens, auf Österreich selbstredend, auf Revolution und Weltuntergang zurückverweist.
Doch wenn es stimmt, wie Groebner gleich zu Beginn dieser kurzweiligen Lesung sagte, dass in diesem "Rundumschlagwerk für Zeitgenossen" so ziemlich alles drinstehe, "was man überhaupt wissen muss" im Leben, dann hätten vielleicht doch ein paar mehr Menschen den Weg in den nur mäßig besuchten "Satire-Landgasthof Henscheid" gefunden. Sei's drum, jetzt müssen sie eben allein damit fertig werden. Dabei ist es durchaus ein kurzweiliges Vergnügen, die für die "taz" oder die "Wiener Zeitung" entstandenen, vom ORF oder dem Hessischen Rundfunk gesendeten Kolumnen sowie die zahlreichen Originalbeiträge auf dem Sofa oder in der Straßenbahn zu lesen.
Doch Groebner, der seit zehn Jahren am Main daheim ist, ist nicht nur ein wunderbar komischer Autor, der seinem Publikum "mal mit, mal ohne Niveau", grantelnd, kalauernd und mit rabenschwarzem "Humor" die Welt erklärt oder doch wenigstens Deutschland und Österreich und die zentralen Glaubenssätze des bayerischen Buddhismus. Als da wären: "Schau ma moi, dann seng mas scho", "Sscho schee do" und "Do kennt ja jeda kumma!" Als vielfach ausgezeichneter Kabarettist ist Groebner zunächst einmal vor allem Schauspieler. Und als solcher ein glänzender Vorleser seiner jenseits von Komik vor allem Sprache, Rhythmus, Klang und Farbe vorstellenden Kolumnen. Der Schmäh und der Weltuntergang klingen auf Wienerisch gerade noch mal so schön. Und als Hörbuch gibt es dieses Lexikon bislang noch nicht.
CHRISTOPH SCHÜTTE
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