Ortsnamen sind lebendige Zeugnisse unserer Geschichte. Dieses Lexikon verfolgt nach einer ausführlichen Anleitung zur Benutzung in mehr als 1500 Artikeln die Entwicklung von Siedlungsnamen und Gewässernamen in Bayerisch-Schwaben von der frühesten Nennung bis zur heutigen Schreibform und leitet daraus den Ursprung und die Bedeutung der Namen her. Die umfangreichen Quellen und Literaturangaben des Lexikons machen es zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für jeden, der sich für schwäbische Lokalgeschichtsschreibung interessiert. Alle Erläuterungen sind auf dem neuesten Stand der Forschung. Die flüssige Darstellung und der Reichtum an historischen Informationen - besonders über die skurril-naiven Namenserklärungen aus früheren Jahrhunderten - laden ein zum Blättern und Schmökern. Und wer selbst weiterforschen will, der findet in dem Verzeichnis der Quelleneditionen und der Literatur einen zuverlässigen Leitfaden. Karten ermöglichen eine rasche Orientierung.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2014Vorderhaus und Hinterhaus
Die Brockhaus Enzyklopädie soll nur noch online erscheinen, die Encyclopædia Britannica erscheint seit zwei Jahren nur noch digital. Die ganze Lexikonwelt verabschiedet sich von gedruckten Ausgaben. Die ganze Welt? Nein, im Süden Deutschlands werden weiterhin sehr spezielle Lexika gedruckt. Nach dem Erscheinen des Lexikons bayerischer Ortsnamen und seines Lexikons fränkischer Ortsnamen legte Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein folgerichtig nun das Lexikon schwäbischer Ortsnamen vor. Die scheinbar trockene Materie entpuppt sich als Schmöker, der zum Stöbern einlädt. Zu historischen Fakten über Siedlungs- und Gewässernamen und den daraus oft abgeleiteten Bedeutungen der Ortsnamen findet der Autor, Lehrbeauftragter für Namenkunde an der Universität München, skurrile Details. Wer hätte etwa gedacht, dass hinter dem Gruselnamen Todtenweis nur ein Name - Teito - als Herkunft steht? Und der Markt Aindling, ebenfalls bei Aichach gelegen, wird einem gewissen Einilio angehängt. Der hübsche Name Großkissendorf hat nichts mit Frau Holle zu tun, Namenspatron war ein gewisser Gusso. Und Osterzell, man ahnt es, hat nichts mit Ostern zu tun, sondern bezeichnet eine im Osten gelegene Zelle; östlich von Stöttwang, um genau zu sein. Bekannter dagegen Augsburg; der Stadt wird als Erstbeleg eine römische Inschrift zugeordnet. Die Mundartform wird als etwas, das man als "Aougschburg" übersetzen könnte, angeführt. Und es fehlt auch der, allseits bekannte Übername nicht: Datschiburg. Der sich dann doch erwartbar vom "beliebten Backwerk" herleitet. Offensichtlich schmeckt den Augsburgern schon seit 1864 ihr "Datschi".
bär
"Lexikon schwäbischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Bayerisch-Schwaben" von Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein. C.H. Beck Verlag. München 2013. 475 Seiten. Gebunden, 29,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Brockhaus Enzyklopädie soll nur noch online erscheinen, die Encyclopædia Britannica erscheint seit zwei Jahren nur noch digital. Die ganze Lexikonwelt verabschiedet sich von gedruckten Ausgaben. Die ganze Welt? Nein, im Süden Deutschlands werden weiterhin sehr spezielle Lexika gedruckt. Nach dem Erscheinen des Lexikons bayerischer Ortsnamen und seines Lexikons fränkischer Ortsnamen legte Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein folgerichtig nun das Lexikon schwäbischer Ortsnamen vor. Die scheinbar trockene Materie entpuppt sich als Schmöker, der zum Stöbern einlädt. Zu historischen Fakten über Siedlungs- und Gewässernamen und den daraus oft abgeleiteten Bedeutungen der Ortsnamen findet der Autor, Lehrbeauftragter für Namenkunde an der Universität München, skurrile Details. Wer hätte etwa gedacht, dass hinter dem Gruselnamen Todtenweis nur ein Name - Teito - als Herkunft steht? Und der Markt Aindling, ebenfalls bei Aichach gelegen, wird einem gewissen Einilio angehängt. Der hübsche Name Großkissendorf hat nichts mit Frau Holle zu tun, Namenspatron war ein gewisser Gusso. Und Osterzell, man ahnt es, hat nichts mit Ostern zu tun, sondern bezeichnet eine im Osten gelegene Zelle; östlich von Stöttwang, um genau zu sein. Bekannter dagegen Augsburg; der Stadt wird als Erstbeleg eine römische Inschrift zugeordnet. Die Mundartform wird als etwas, das man als "Aougschburg" übersetzen könnte, angeführt. Und es fehlt auch der, allseits bekannte Übername nicht: Datschiburg. Der sich dann doch erwartbar vom "beliebten Backwerk" herleitet. Offensichtlich schmeckt den Augsburgern schon seit 1864 ihr "Datschi".
bär
"Lexikon schwäbischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Bayerisch-Schwaben" von Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein. C.H. Beck Verlag. München 2013. 475 Seiten. Gebunden, 29,95 Euro.
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