Die Anfang 2014 veröffentlichten Meldungen über Rekordstrafen für Banken im Zusammenhang mit der Manipulation von Referenzzinssätzen werfen erneut Fragen über die Integrität der internationalen Finanzmärkte auf. So wurde offenbar die Höhe der täglich ermittelten „London Interbank Offered Rate“, kurz LIBOR, über mehrere Jahre hinweg – von etwa 2005 bis 2009 – manipuliert. Trotz des enormen Einfluss des LIBOR, von dem geschätzte 300 bis 600 Billionen Dollar Finanzvolumen abhängen, ist bis heute nicht abschließend geklärt, welche Institutionen und Einzelpersonen in die Manipulation verwickelt waren. Die bisherige Berichterstattung über die Manipulation des Referenzzinssatzes hat sich auf zwei wesentliche Aspekte konzentriert, die Aufdeckung der beteiligten Finanzinstitute und die erhobenen Strafzahlungen. Die Konsequenzen für den Finanzmarkt traten dabei zunächst in den Hintergrund. Die vorliegende Studie beschäftigt sich daher zum einen mit den möglichen Auswirkungen der Manipulation des LIBOR auf das Finanzsystem bzw. einzelne Marktteilnehmer. Aufgrund der hohen Relevanz verlässlicher Referenzzinssätze wird derzeit eine Vielzahl von Reformierungsvorschlägen diskutiert. Dementsprechend beantwortet die Arbeit außerdem die Frage nach dem sich aus der Manipulation ergebenden Handlungsbedarf auf Basis der wesentlichen Schwachstellen des LIBOR-Systems.