Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Veranstaltung: Lichtenberg und die Anfänge der deutschen Aphoristik, Sprache: Deutsch, Abstract: Lichtenbergs ,Anweisungen' oder Ratschläge, wie am besten zu lesen sei, weisen bereits wichtige Lese-Merkmale auf, die er wohl nicht nur seinem Leser an die Hand gibt, sondern die er gleichsam selbst schätzt und anwendet. Denn man kann davon ausgehen, dass er diese Ratschläge aufschrieb, weil er es für wichtig erachtete, dass nicht nur er sie befolgt, sondern auch andere nach ihm. Obgleich er selbst viele seiner Schriften verbrannt hat, denn "die letzte Hand an sein Werk legen, das heißt verbrennen" (F 173). Er hatte wohl Angst, dass das heute Gelungene nicht dem kritischen Blick von morgen standhalten würde (vgl. Zitelmann S. 42). Im Gegensatz zu seinen Sudelbuch-Notizen, von denen er sich insgeheim ausmalte, dass sie später einmal publiziert würden, war er über andere damalige Publikation privater Briefpartien durch seinen Verleger Kästner durchaus erbost: "Es war nicht schön von Herrn Kästner gehandelt, daß er Dinge aus meinem Briefe hat drucken lassen, ohne daß ich es, ich will nicht sagen erlaubt, sondern nur gantz von Ferne gewünscht hätte" (Joost, S. 255). Die Eintragungen innerhalb der Sudelbücher können als Spiegel des ganzen Lichtenberg betrachtet werden. In den Sudelbüchern hat Lichtenberg seine Überlegungen festgehalten, ohne dass eine andere Distanz, z. B. diejenige des zensierenden Mitlesers zu berücksichtigen war. Sein Werk gilt demnach auch als ein Versuch des Autors sich selber zu schreiben und auf diesem Weg sich seiner Identität als Individuum zu versichern, d. h. sich selbst zu erkennen. "Auf dieses kognitive Moment weist er in seiner Notiz J 19 hin, wenn er schreibt, dass ,jeder der je geschrieben hat, [...] gefunden haben [wird], daß Schreiben immer etwas erweckt was man vorher nicht deutlich erkannte, ob es gleich in uns lag'. Schreiben sollte aber kein Ersatz für das Leben sein, sondern es sollte Hilfe sein, mit dem Leben zu Recht zu kommen" (Schümmer, S. 54). Eines seiner Hauptanliegen ist das gründliche Lesen, er möchte nicht, dass nur die Augen mit dem Umstand des Lesens beschäftigt sind, sondern er möchte, dass man sich aus einem Grund mit dem Lesen beschäftigt, nämlich, dass "der Geist etwas hinzugewinnt." (vgl. F 1212). Die Inhalte sollten zusammengefasst werden, am besten in eigenen Worten, und mit dem vorhandenen Wissen verglichen werden.
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