Friedrich Stoltze (1816-1891) ist in Frankfurt am Main vor allem als Verfasser von komischen Dialektgedichten bekannt. Aber nun gilt es die große Bedeutung dieses "Heimat-Dichters" herauszustellen, der es verdient, nicht nur als Vorläufer der "Dadaisten", sondern auch als dichtender Revolutionär beachtet zu werden. Vor allem mit seiner "Frankfurter Latern. - Satyrisches, humoristisch-lyrisches, kritisch-raisonnirendes, ästhetisch-annoncirendes Wochenblatt" hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die Ideale der Revolution von 1848 im Wilhelminischen Zeitalter nicht verloren gingen. Die moralische Unterstützung dafür fand er nicht zuletzt bei seinem Freund und Gesinnungsgenossen, dem Dramatiker Albert Dulk (1819-1884) aus Stuttgart, ebenfalls einem Achtundvierziger - der neuerdings als ein Vorläufer der "Littérature engagée" angesehen wird. Der bisher unbekannte Briefwechsel dieser beiden so innovativen literarischen Außenseiter wird hier zum ersten Mal vorgestellt - womit nun auch der andere, der sehr ernsthafte Friedrich Stoltze in das ihm gebührende Licht gerückt werden soll. So hat es bezeichnenderweise schon Theodor Heuss gesehen, als er 1959 in seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche die beiden berühmten Söhne Frankfurts, Goethe und Stoltze, zusammen nannte: "Immer wenn ich hier war, spürte ich beides: Weite einer Weltgesinnung und Nähe eines Heimatgefühls, Goethe und Friedrich Stoltze."