Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. In der Pension Stubler war noch alles ruhig, als Franziska Behringer ihr Zimmer verließ und leise die Treppe hinunterging. In dem kleine Frühstücksraum stand ihr Proviant bereit. Die junge, hübsche Sekretärin, die in Ulm in einem Betrieb arbeitete, der Sportartikel herstellte, wohnte seit zwei Tagen in der Pension, und heute wollte sie ihre erst Bergtour unternehmen. Mit Wanderhose und Stiefeln angetan, setzte sie sich an den Tisch und trank einen Schluck Kaffee, den sie sich aus der Thermoskanne einschenkte, die Ria Stubler bereitgestellt hatte. Es tat gut, den heißen Kaffee zu trinken, und Franzi merkte, wie ihre Lebensgeister erwachten. Immerhin war es gerade mal vier Uhr, aber wenn man einen besonders schönen Sonnenaufgang in den Bergen erleben wollte, mußte man eben früh aus den Federn. Eine halbe Semmel aß sie dazu, denn richtig frühstücken wollte sie erst, wenn sie einige hundert Meter aufgestiegen war. Schade, dachte sie, während sie es sich schmecken ließ, ursprünglich hatte sie die Ferien zusammen mit Britta verbringen wollen. Sie waren die besten Freundinnen, seit sie sich im Kindergarten kennengelernt hatten, und eigentlich war es ganz klar, daß sie auch in diesem Jahr wieder gemeinsam verreisen würden. Doch zwei Tage vor Urlaubsbeginn wurde Britta krank und mußte absagen. Schweren Herzens war Franzi alleine losgefahren. Ria Stubler, bei der sie die Zimmer reserviert hatten, zeigte Verständnis dafür, daß die Freundin erkrankt war, und verzichtete auf die Stornierungsgebühren. Zumal sie bereits am nächsten Tag Brittas Zimmer wieder vermieten konnte. Dennoch war es schade, daß Franzi nun alleine hier saß, hatten sich die beiden doch so sehr auf den Urlaub gefreut! In Gedanken versunken nahm die dunkelhaarige Sekretärin gar nicht wahr, daß noch jemand den Frühstücksraum betreten hatte. Erst eine unwirsche Stimme riß sie aus ihren Tagträumen. »Grüß Gott, hab' ich gesagt«, ließ sich der junge Mann vernehmen. »Aber wenn S' net wollen, dann brauchen S' auch net antworten.« Franzi sah ihn erstaunt an.