Johanna und die wilden Weiber (4,5*)
** Wie die Orgelpfeifen saßen sie nebeneinander: Germana - die Herrische, Elisabeth - die Bigotte, Francis - die Fertige, Theresia - die Enttäuschte, Antonia - die Tapfere. Sie waren so unterschiedlich und sich doch so ähnlich. Eigenwillige Frauen mit
majestätischen Profilen und Augen wie Kohlestücken. **
Und dann gibt es da noch Johanna, Antonias Tochter und…mehrJohanna und die wilden Weiber (4,5*)
** Wie die Orgelpfeifen saßen sie nebeneinander: Germana - die Herrische, Elisabeth - die Bigotte, Francis - die Fertige, Theresia - die Enttäuschte, Antonia - die Tapfere. Sie waren so unterschiedlich und sich doch so ähnlich. Eigenwillige Frauen mit majestätischen Profilen und Augen wie Kohlestücken. **
Und dann gibt es da noch Johanna, Antonias Tochter und Köchin im alten Gasthaus Lamm. Johanna ist die Ruhige, introvertierte und hat es nicht immer leicht mit ihren Tanten. Vor allem Germana hat eine sehr toughe, laute und extrovertierte Art, gegen die man kaum ankommt. Aber das ist nicht das einzige Problem. Am traditionsreichen Gasthaus nagt der Zahn der Zeit, Männertechnisch liegt auf den Lehner-Frauen ein Fluch und es wird immer schwieriger, die an Demenz erkrankte Antonia im Auge zu behalten. Ist Jo überhaupt glücklich? Doch dann tritt der rätselhafte Jerome in ihr Leben und ihr Herz steht Kopf... und ihr Kopf dem Herzen im Weg...
Die Geschichte der Lehner Frauen ist ein lockerer, spritziger und manchmal leicht überdrehter Familienroman, den man in einem Rutsch verschlingt..
Die Autorin hat einen großartigen Humor, der mich fast durchgehend schmunzeln ließ. Aber nicht nur das, ihr ganzer Schreibstil ist einfach mitreißend, rasant und steckt voller Bilder, wie "Ich nahm einen Schluck und in meinem Magen explodierte ein Öltanker. Das hellgrelle Flammenmeer fuhr durch meine Speiseröhre wie bei dem LKW-Brand im Straßentunnel zwischen Moos und Großdorf im Mai 1996" oder "Wie eine Glaswand fiel der kalte Regen vom Himmel und zerbarst in Scherben und Splitter, als er aufschlug." Das war schon beeindruckend und wurde auch nie zu viel. Man kann fast sagen, der Roman lebt von dieser Sprache und seinem Humor.
Was für mich das ein ums andere Mal ein wenig holperte, war die 38 jährige Johanna. Durch ihre introvertierte Art, kam sie mir oftmals zu kindlich rüber. Dafür war Germana die Unterhaltsame mit ihren Macken und der Art Sprichwörter durcheinander zu bringen. Und am meisten berührt haben mich die Szenen mit Antonia. Das Thema Demenz fließt geschickt in die Geschichte ein und sie hat mich mit ihrer Art und Hilflosigkeit tief ins Herz getroffen. Schon von den Beschreibungen her, hatte man die Schwestern ganz klar (klarer als Johanna) vor Augen und ihre Charakter passten hundertprozentig dazu.
Auch die kleine Liebesgeschichte hat mir gefallen, allerdings dient sie für mich eher dazu Johannas Entwicklung aufzuzeigen, die ganz langsam vonstatten geht.
Es war alles so logisch und dann hat mich die Autorin mit ihrem großartigen, unvorhersehbaren Twist am Ende noch einmal eiskalt erwischt. Das mag vielleicht nicht jedem gefallen, aber da es nur den Epilog betrifft, sollte man ihn bei Anflügen von "Was???" einfach ungelesen lassen. Ich fand`s jedenfalls klasse, es hat die Geschichte runder als rund gemacht.
Fazit: Wer locker-leichte Romane mit außergewöhnlichen Charakteren, Dorfcharme und sehr bildhaften Beschreibungen mag, ist hier genau richtig. "Liebe ist die beste Köchin" ist kurzweilige Unterhaltung pur! 4,5 Sterne!