Kaum jemand sucht Beziehungstipps für Liebe, Sexualität und Trennungssituationen mehr bei der Kirche. Und das aus gutem Grund, so der Moraltheologe Daniel Bogner. Dennoch sollten die Ressourcen des christlichen Glaubens für das Liebesleben nicht in Vergessenheit geraten. Bogner hilft sie zu bergen und in ein neues Beziehungsethos zu überführen, das an den Gabelungen des (Beziehungs-)Lebens Kraft gibt. Ein Buch, das mit dem Scherbenhaufen christlicher Sexualmoral aufräumt und die Vielfalt menschlicher Lebens- und Liebessituationen würdigt, damit aus Sprachlosigkeit neue Begegnungsfähigkeit wird.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Ausführlich bespricht Rezensent Richard Kämmerlings in der Welt das Buch des Theologen Daniel Bogner, der der Kirche eine dringende Erneuerung hinsichtlich ihrer Sexualmoral empfiehlt. Die meisten Menschen sehen die Kirche nicht als Institution, die Ihnen in Fragen von Beziehung und Sexualität Orientierung bieten kann, beklage Bogner. Die Kritik des Autors ist "radikal", so Kämmerlings: Bogner kritisiert sowohl den Umgang mit der Ehe, vor allem in der katholischen Kirche, in der Scheidungen nicht vorgesehen sind, als auch die Diskriminierung homosexueller Paare, denen das "Sakrament der Ehe" immer noch verweigert bleibt. Der Autor plädiert stark dafür, so Kämmerlings, Ehe und Beziehung als Entwicklung und nicht als statisches Konstrukt zu begreifen. Der Rezensent ist durchaus angetan von diesem "populär geschriebenenen" Sachbuch, das außerdem feministische und progressive Positionen zitiert, die das Ganze auch für nicht christliche Leser interessant machen. Der Rezensent sieht hier "eine Feier der Liebe", die spätestens am Ende die grundsätzliche Frage aufwirft, wie eine Verbindung der modernen Lebensrealität von Beziehungen überhaupt noch mit einem kirchlichen Wertekanon vereinbar ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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