Die Studie nimmt die Schnittstelle von Gefühlen und Religion in der württembergischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts in den Blick. Der Pfarrer Albert Knapp (1798-1864) sowie sein Familien- und Freundeskreis sind der Ausgangspunkt für die emotionshistorische Analyse unterschiedlicher Formen der Liebe und ihrer Interdependenzen im Wissen und Erleben der Erweckten durch den Lebensverlauf hinweg. Wie übersetzte sich die Liebe als christliches Konzept in die Alltags- und Gefühlspraktiken der Erweckten? Wie gestalteten und nutzten sie ihre Liebespraktiken und wofür waren diese Mittel, wofür Zweck? Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen, beleuchtet die detaillierte Untersuchung der (auto-)biographischen Schriftzeugnisse Knapps das Erleben religiöser Identität im Zeichen der Moderne und nimmt unter anderem Knapps Liebe zu Gott ebenso wie die Liebe zu seinen drei Ehefrauen und auch Tieren in den Blick. Im Spannungsfeld zwischen Säkularisierung und Rechristianisierung waren das Religiöse und Gefühle komplex und unabdingbar miteinander verstrickt und bestimmten die private und öffentliche Lebenswelt erweckter Pfarrer maßgeblich mit. Die Liebe zeigt sich in dieser Studie als Grenzpraxis, die Knapp und seine Pfarrkollegen im Rahmen ihres Amtes und ihres Daseins als bürgerliche Männer nutzten, um wider die Verweltlichung zu wirken und sich als Erweckungsbewegung zu organisieren.
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