Wie scheinbar belanglose Vorfälle ein Leben von Grund auf verändern können – davon handeln die neuen Erzählungen von Juan Gabriel Vásquez. Da ist der junge Mann, den das Los vor dem Militärdienst verschont, während es seinen besten Freund in den Tod schickt. Oder die Fotografin, die bei einem Treffen von Großgrundbesitzern mehr versteht, als ihr lieb ist. In einigen Geschichten ist es die Politik, die Menschen aus der Bahn wirft: Eine selbstbewusste Frau versucht sich gegen die erzkonservativen Kräfte durchzusetzen, doch gehen ihre Hoffnungen in Flammen auf. Manchmal betritt Juan Gabriel Vásquez selbst die Bühne und versucht etwa herauszufinden, was zwischen den Mitgliedern der mexikanischen Band vorgefallen ist, die er auf ihrer Tournee begleitet. Ein andermal wirkt er als Statist beim Dreh eines Films von Roman Polanski mit und sieht sich mit den schmerzlichen Brüchen im Leben des berühmten Regisseurs konfrontiert. In seinem Erzählungsband "Lieder für die Feuersbrunst" wirft der gefeierte kolumbianische Autor auf ganz neue Weise Fragen danach auf, was uns prägt und warum. Der eindringliche Sound seiner Sprache übt dabei einen unwiderstehlichen Sog aus.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Jörg Plath bewundert die Sparsamkeit, mit der die hier vorgelegten Geschichten erzählt werden. Ihn berührt, mit welcher Deutlichkeit und Trauer sich der kolumbianische Autor der Opfer annimmt und ihnen seine "trockene, knappe Erzählerstimme" gibt. Was den Kritiker manchmal irritiert hat, ist der Anspielungsreichtum des Autors, wenn sich also "literarische Anspielungen" etwas zu schwer auf die Geschichten legt. Dann aber begeistert ihn Vásquez' Erzählkunst, die immer wieder auf höchst gekonnte Weise die Zeit aufzuheben scheint und die böse Vergangenheit der Protagonisten in eine nur harmlos scheinende Gegenwart einbrechen lässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Zweifellos einer der bedeutendsten Erzähler Lateinamerikas.«
Klaus Zeyringer, Volltext
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