Once-in-a-generation memoir of a rock legend - the No. 1 SUNDAY TIMES bestseller.
'Electrifying' New York Times
'A masterpiece' The Word
'Funny, poignant, brutally honest' Sunday Telegraph
With the Rolling Stones, Keith Richards created the riffs, the lyrics and the songs that roused the world, and over four decades he lived the original rock and roll life: taking the chances he wanted, speaking his mind, and making it all work in a way that no one before him had ever done.
Now, at last, the man himself tells us the story of life in the crossfire hurricane. And what a life. Listening obsessively to Chuck Berry and Muddy Waters records as a child in post-war Kent. Learning guitar and forming a band with Mick Jagger and Brian Jones. The Rolling Stones' first fame and success as a bad-boy band. The notorious Redlands drug bust and subsequent series of confrontations with a nervous establishment that led to his enduring image as outlaw and folk hero.
Creating immortal riffs such as the ones in 'Jumping Jack Flash' and 'Street Fighting Man' and 'Honky Tonk Women'. Falling in love with Anita Pallenberg and the death of Brian Jones. Tax exile in France, wildfire tours of the US, 'Exile on Main Street' and 'Some Girls'. Ever increasing fame, isolation and addiction. Falling in love with Patti Hansen. Estrangement from Mick Jagger and subsequent reconciliation. Solo albums and performances with his band the Xpensive Winos. Marriage, family and the road that goes on for ever.
In a voice that is uniquely and intimately his own, with the disarming honesty that has always been his trademark, Keith Richards brings us the essential life story of our times.
'Electrifying' New York Times
'A masterpiece' The Word
'Funny, poignant, brutally honest' Sunday Telegraph
With the Rolling Stones, Keith Richards created the riffs, the lyrics and the songs that roused the world, and over four decades he lived the original rock and roll life: taking the chances he wanted, speaking his mind, and making it all work in a way that no one before him had ever done.
Now, at last, the man himself tells us the story of life in the crossfire hurricane. And what a life. Listening obsessively to Chuck Berry and Muddy Waters records as a child in post-war Kent. Learning guitar and forming a band with Mick Jagger and Brian Jones. The Rolling Stones' first fame and success as a bad-boy band. The notorious Redlands drug bust and subsequent series of confrontations with a nervous establishment that led to his enduring image as outlaw and folk hero.
Creating immortal riffs such as the ones in 'Jumping Jack Flash' and 'Street Fighting Man' and 'Honky Tonk Women'. Falling in love with Anita Pallenberg and the death of Brian Jones. Tax exile in France, wildfire tours of the US, 'Exile on Main Street' and 'Some Girls'. Ever increasing fame, isolation and addiction. Falling in love with Patti Hansen. Estrangement from Mick Jagger and subsequent reconciliation. Solo albums and performances with his band the Xpensive Winos. Marriage, family and the road that goes on for ever.
In a voice that is uniquely and intimately his own, with the disarming honesty that has always been his trademark, Keith Richards brings us the essential life story of our times.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2010Der glänzende Zwilling mit Sinn für den besten Stoff
Ein Triebwerk hinter der Kraft der Rolling Stones: Keith Richards hat seine Autobiographie geschrieben und zeigt dabei Respekt vor einer Musik, die größer ist als ein einzelner Gitarrist.
Schon lange, bevor dieses Buch erschien, musste man sich darüber wundern, dass Keith Richards überhaupt noch am Leben ist - jetzt, wo man es gelesen hat, kann man es eigentlich gar nicht mehr glauben. Vermutlich hing kein anderer Rockmusiker so lange an der Nadel und hat sich auch sonst so viel ungesunden Stoff einverleibt wie er. Jahrelang war er nicht nur mit seiner Musik Spitzenreiter, sondern auch Todeskandidat Nummer eins. Dass er den makabren Erwartungen trotzte und das Rock 'n' Roll-Gesetz des live fast, love hard and die young zäh umging, das gerade um 1970, als die Rolling Stones in Bestform waren, seine prominentesten Opfer forderte, wird nicht nur an seiner zweifellos guten Konstitution gelegen haben. Es war auch Glück im Spiel, Glück und Klugheit. Keith Richards hat mehrere goldene Regeln beherrscht, die auch anderen das Leben hätten retten können: wie in der Musik nur beste Qualität, davon nie zu viel nehmen und nie gleichzeitig Drogen konsumieren und damit handeln.
Es war zu erwarten gewesen, dass "Life", die Autobiographie des Rolling-Stones-Gitarristen, auch ein Drogenbuch werden würde; kaum eine von den siebenhundert Seiten, auf der sich nichts dazu fände. Dass sie dennoch kaum ermüden, liegt daran, dass hier eine Logik der Sucht entwickelt wird, die man vielleicht hätte erwarten können, die in dieser Plausibilität aber doch überrascht. Vordergründig versteht es sich ja von selbst, dass dem Mann, der Songs wie "(I Can't Get No) Satisfaction" und "Gimme Shelter" geschrieben hat und dem diese unnachahmlichen Gitarrenriffs von der Hand gehen, dies nur unter dem Einfluss von Drogen gelingen konnte. Aber die Musik der Rolling Stones war, bis auf eine Ausnahme, nie psychedelisch; und es wird kein Zufall sein, dass Keith Richards vom LSD die Finger gelassen hat.
Sehr deutlich ging es seit der Platte "Aftermath" (1966) - der ersten, die ausschließlich Jagger/Richards-Kompositionen enthielt - darum, den Druck auszuhalten, der sich einstellte, weil man damals, als die Langspielplatte sich gerade erst durchzusetzen begann, alle paar Wochen eine neue und am besten auch sofort zündende Single auf den Markt werfen musste. In jener Zeit waren die Rolling Stones, neben den Beatles und Bob Dylan, die alles überragenden Schrittmacher der Popmusik, die mit dem unerschütterlichen Bewusstsein auftraten, eine künstlerische und gesellschaftliche Wachablösung zu betreiben, und damit den energischen Widerstand des Establishments hervorriefen.
Es ist geradezu erschütternd nachzulesen, was sich Polizei und Justiz alles einfallen ließen, um Mick Jagger und Keith Richards hochgehen zu lassen. Bewundernswert ist aber auch, wie furchtlos und trotzig die beiden dabei blieben. Wenn Keith Richards dennoch nicht von den Drogen lassen konnte und nach grauenhaften Entzügen immer wieder rückfällig wurde, dann musste noch etwas anderes dahinterstecken. "Aber", so schreibt er über die Zeit nach dem Desaster von Altamont, wo im Dezember 1969 ein Konzertbesucher von einem Hells Angel erstochen wurde, "man lässt es nicht bleiben, aus tausend verschiedenen Gründen. Ich glaube, es hatte mit dem ständigen Touren zu tun. Man steht immer unter Strom und Adrenalin, da muss irgendein Gegengift her. Mit der Zeit gehörte das Heroin einfach dazu. Mick sonnte sich dafür in den Lobhudeleien der Fans, was fast aufs Gleiche rauslief. Beides ist eine Flucht vor der Realität."
In unaufhörlichen Bewegungen umkreist Richards zwei Fragen: Wie war es überhaupt möglich, dass ein aus bescheidenen Verhältnissen stammender, segelohriger und in der Schulzeit oft verprügelter Junge überhaupt so weit gekommen ist? Und: Wie konnte er, zusammen mit Jagger, das Produktionsniveau so lange halten? Die Antwort auf die zweite Frage gehört zu den aufschlussreichsten Äußerungen überhaupt: Heroin war einfach sein Treibstoff, der es ihm ermöglichte, länger auf den Beinen zu sein als jeder andere, in einem Fall neun Tage und Nächte am Stück. Man denkt sich das Leben der Rolling Stones als ununterbrochene Party, bei der ihnen alles nur so zuflog. Aber es war zumindest in den ersten zehn Jahren eben auch ein unfassbar arbeitsreiches Leben. Zwischen 1964 und 1967 gab es für sie, so bilanziert Richards, vielleicht zehn wirklich freie Tage.
Der Miturheber all der genialen, in ihrer Vielfältigkeit von heutigen Rezensenten oft unterschätzten Songs kann das Geheimnis dieser Kreativität natürlich nicht lüften; aber er gibt uns eine Vorstellung von den Entstehungsbedingungen, die dann doch wieder sehr viel mit Drogen zu tun haben - nicht als Phantasieanreger, sondern als Disziplinierungsmaßnahme und Mittel zur Konzentration: "Wie ist all diese Musik entstanden - zwei Songs pro Tag, auf Heroin, mit einer Energie, die anscheinend unerschöpflich war? Trotz aller Schattenseiten - nie würde ich jemandem dazu raten - hat Heroin auch seine Vorteile. Es ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein Stoff, der alles einebnet. Wenn du erst mal drauf bist, dann kann kommen, was will, du kriegst alles in den Griff. Zum Beispiel die Aufgabe, die gesamte Operation Rolling Stones in diesem einen Haus in Südfrankreich unterzubringen. Wir mussten ein Album einspielen und hatten dabei immer im Hinterkopf, dass England bei einem Fehlschlag gewonnen hätte." Aber England hat nicht gewonnen. Die mit schikanösen Razzien und hohem Spitzensteuersatz aus dem Land getriebenen Musiker spielten unter Richards' launischer, traumwandlerischer Regie im Sommer 1971 ihr absolutes opus magnum, "Exile On Main St.", ein (F.A.Z. vom 29. Mai).
Es bleibt die andere Frage: Wie konnten zwei Burschen aus der Moorlandschaft von Dartford östlich von London überhaupt die größte Band aller Zeiten gründen und für bald fünfzig Jahre irgendwie am Leben halten? Die kurze Antwort könnte lauten: indem sie Londons größte Bluesband werden wollten. Dieser eiserne Wille schuf das musikalische Fundament. Der Aufstieg gelang ihnen natürlich auch mit vielen Helfern, darunter der gerissene Manager Andrew Loog Oldham; vor allem aber mit einem Stilbewusstsein, das gerade in einer gewissen Beschränkung seine Wirkung entfaltete und immer ein Gespür für die Ökonomie eines Songs zeigte. Hinzu kam der bis heute ungebrochene Respekt vor den Vorbildern des Rock 'n' Roll wie des Chicago und Delta Blues, Chuck Berry, Muddy Waters, Buddy Guy und Jimmy Reed. Das alles spendete ihnen so viel Energie, dass sie nicht nur als Coverband der ganz frühen Jahre, sondern gerade auch als eigenständige Komponisten in der Lage waren, Amerika seine eigene Musik zurückzugeben. Dies ist die größte und mit Sicherheit bleibende kulturhistorische Leistung der Rolling Stones.
Es spricht für Keith Richards, dass er seinen Anteil daran, der ja bei fünfzig Prozent liegen dürfte, nüchtern und ohne falsche Bescheidenheit veranschlagt. Und hier kommt noch einmal das Songwriting ins Spiel. Anders als bei Lennon/McCartney war es bei Jagger/Richards wohl wirklich so, wie beide von Anfang an behaupteten: dass in jedem Song etwas von beiden steckt. Es gab zuerst vielleicht die Vorstellung von einem Riff, einer Phrase oder einer Melodie, vielleicht auch einen thematischen Zugriff, der dazu dient, irgendwelche Privatgeschichten zu verschlüsseln - wichtiger als das rein Handwerkliche ist Richards das, was er mit seiner Musik überhaupt erreichen will.
Natürlich, auch für ihn sind es zunächst Lust an der Musik und Selbstverwirklichung. Aber dahinter kommt etwas Soziales, sehr Humanes zum Vorschein: "Warum setzt man sich hin und schreibt einen Song? Vielleicht, weil man wachsen will, in das Herz eines anderen Menschen hinein. Weil man sich dort einnisten will oder zumindest eine Reaktion hervorrufen, eine Resonanz. Andere Menschen zu berühren kann zur Leidenschaft werden. Wenn man einen Song schreibt, der sich in den Köpfen festsetzt, der bis ins Herz reicht, hat man eine echte Verbindung hergestellt. Gemeinsamkeiten finden, das ist das Entscheidende - das Motiv, das uns alle erreicht, das uns alle ins Herz trifft."
Wenn man dieses Ziel im Auge behält, kommt einem die Frage, welche Frau hinter welchem Song steht, lächerlich vor - und Keith Richards bedient dieses Interesse auch nicht. Wie es trotzdem kommen konnte, dass sich die Rezeption dieses Buches vor allem um die sexuellen Aspekte dreht und eine einzige Bemerkung zu Mick Jaggers Männlichkeit aufgeblasen wird, ist genauso ein Rätsel wie der zuweilen geringschätzige Ton dieser Besprechungen. Es ist merkwürdig: Wo den Giganten anderer Künste mit wachsendem Alter immer mehr Bewunderung für ihre Lebensleistung zufällt, scheint bei den Rolling Stones nur noch die Frage interessant, wann sie endlich aufhören.
Was den Freund und Rivalen, den Bruder, wie Richards ihn nennt, den hassgeliebten Pfau, der irgendwann nur noch an sich und ans Geld denkt, während Keith Richards unbedingt die Band zusammenhalten will, so muss man dem Autobiographen auch hier einen bemerkenswerten Gerechtigkeitssinn bescheinigen.
Es gäbe noch viel aus diesem in schnoddrig-schlagfertigem Ton geschriebenen und glänzend übersetzten Buch zu berichten. Was Keith Richards selbst zu ihm beizutragen überhaupt noch in der Lage war, lässt sich kaum erraten. Sein Co-Autor oder Ghostwriter hat jedenfalls gute Arbeit geleistet. Wir wissen nun, wie eines der beiden Haupttriebwerke funktioniert, die hinter der gewaltigen Kraft der Rolling Stones stecken.
EDO REENTS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Triebwerk hinter der Kraft der Rolling Stones: Keith Richards hat seine Autobiographie geschrieben und zeigt dabei Respekt vor einer Musik, die größer ist als ein einzelner Gitarrist.
Schon lange, bevor dieses Buch erschien, musste man sich darüber wundern, dass Keith Richards überhaupt noch am Leben ist - jetzt, wo man es gelesen hat, kann man es eigentlich gar nicht mehr glauben. Vermutlich hing kein anderer Rockmusiker so lange an der Nadel und hat sich auch sonst so viel ungesunden Stoff einverleibt wie er. Jahrelang war er nicht nur mit seiner Musik Spitzenreiter, sondern auch Todeskandidat Nummer eins. Dass er den makabren Erwartungen trotzte und das Rock 'n' Roll-Gesetz des live fast, love hard and die young zäh umging, das gerade um 1970, als die Rolling Stones in Bestform waren, seine prominentesten Opfer forderte, wird nicht nur an seiner zweifellos guten Konstitution gelegen haben. Es war auch Glück im Spiel, Glück und Klugheit. Keith Richards hat mehrere goldene Regeln beherrscht, die auch anderen das Leben hätten retten können: wie in der Musik nur beste Qualität, davon nie zu viel nehmen und nie gleichzeitig Drogen konsumieren und damit handeln.
Es war zu erwarten gewesen, dass "Life", die Autobiographie des Rolling-Stones-Gitarristen, auch ein Drogenbuch werden würde; kaum eine von den siebenhundert Seiten, auf der sich nichts dazu fände. Dass sie dennoch kaum ermüden, liegt daran, dass hier eine Logik der Sucht entwickelt wird, die man vielleicht hätte erwarten können, die in dieser Plausibilität aber doch überrascht. Vordergründig versteht es sich ja von selbst, dass dem Mann, der Songs wie "(I Can't Get No) Satisfaction" und "Gimme Shelter" geschrieben hat und dem diese unnachahmlichen Gitarrenriffs von der Hand gehen, dies nur unter dem Einfluss von Drogen gelingen konnte. Aber die Musik der Rolling Stones war, bis auf eine Ausnahme, nie psychedelisch; und es wird kein Zufall sein, dass Keith Richards vom LSD die Finger gelassen hat.
Sehr deutlich ging es seit der Platte "Aftermath" (1966) - der ersten, die ausschließlich Jagger/Richards-Kompositionen enthielt - darum, den Druck auszuhalten, der sich einstellte, weil man damals, als die Langspielplatte sich gerade erst durchzusetzen begann, alle paar Wochen eine neue und am besten auch sofort zündende Single auf den Markt werfen musste. In jener Zeit waren die Rolling Stones, neben den Beatles und Bob Dylan, die alles überragenden Schrittmacher der Popmusik, die mit dem unerschütterlichen Bewusstsein auftraten, eine künstlerische und gesellschaftliche Wachablösung zu betreiben, und damit den energischen Widerstand des Establishments hervorriefen.
Es ist geradezu erschütternd nachzulesen, was sich Polizei und Justiz alles einfallen ließen, um Mick Jagger und Keith Richards hochgehen zu lassen. Bewundernswert ist aber auch, wie furchtlos und trotzig die beiden dabei blieben. Wenn Keith Richards dennoch nicht von den Drogen lassen konnte und nach grauenhaften Entzügen immer wieder rückfällig wurde, dann musste noch etwas anderes dahinterstecken. "Aber", so schreibt er über die Zeit nach dem Desaster von Altamont, wo im Dezember 1969 ein Konzertbesucher von einem Hells Angel erstochen wurde, "man lässt es nicht bleiben, aus tausend verschiedenen Gründen. Ich glaube, es hatte mit dem ständigen Touren zu tun. Man steht immer unter Strom und Adrenalin, da muss irgendein Gegengift her. Mit der Zeit gehörte das Heroin einfach dazu. Mick sonnte sich dafür in den Lobhudeleien der Fans, was fast aufs Gleiche rauslief. Beides ist eine Flucht vor der Realität."
In unaufhörlichen Bewegungen umkreist Richards zwei Fragen: Wie war es überhaupt möglich, dass ein aus bescheidenen Verhältnissen stammender, segelohriger und in der Schulzeit oft verprügelter Junge überhaupt so weit gekommen ist? Und: Wie konnte er, zusammen mit Jagger, das Produktionsniveau so lange halten? Die Antwort auf die zweite Frage gehört zu den aufschlussreichsten Äußerungen überhaupt: Heroin war einfach sein Treibstoff, der es ihm ermöglichte, länger auf den Beinen zu sein als jeder andere, in einem Fall neun Tage und Nächte am Stück. Man denkt sich das Leben der Rolling Stones als ununterbrochene Party, bei der ihnen alles nur so zuflog. Aber es war zumindest in den ersten zehn Jahren eben auch ein unfassbar arbeitsreiches Leben. Zwischen 1964 und 1967 gab es für sie, so bilanziert Richards, vielleicht zehn wirklich freie Tage.
Der Miturheber all der genialen, in ihrer Vielfältigkeit von heutigen Rezensenten oft unterschätzten Songs kann das Geheimnis dieser Kreativität natürlich nicht lüften; aber er gibt uns eine Vorstellung von den Entstehungsbedingungen, die dann doch wieder sehr viel mit Drogen zu tun haben - nicht als Phantasieanreger, sondern als Disziplinierungsmaßnahme und Mittel zur Konzentration: "Wie ist all diese Musik entstanden - zwei Songs pro Tag, auf Heroin, mit einer Energie, die anscheinend unerschöpflich war? Trotz aller Schattenseiten - nie würde ich jemandem dazu raten - hat Heroin auch seine Vorteile. Es ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein Stoff, der alles einebnet. Wenn du erst mal drauf bist, dann kann kommen, was will, du kriegst alles in den Griff. Zum Beispiel die Aufgabe, die gesamte Operation Rolling Stones in diesem einen Haus in Südfrankreich unterzubringen. Wir mussten ein Album einspielen und hatten dabei immer im Hinterkopf, dass England bei einem Fehlschlag gewonnen hätte." Aber England hat nicht gewonnen. Die mit schikanösen Razzien und hohem Spitzensteuersatz aus dem Land getriebenen Musiker spielten unter Richards' launischer, traumwandlerischer Regie im Sommer 1971 ihr absolutes opus magnum, "Exile On Main St.", ein (F.A.Z. vom 29. Mai).
Es bleibt die andere Frage: Wie konnten zwei Burschen aus der Moorlandschaft von Dartford östlich von London überhaupt die größte Band aller Zeiten gründen und für bald fünfzig Jahre irgendwie am Leben halten? Die kurze Antwort könnte lauten: indem sie Londons größte Bluesband werden wollten. Dieser eiserne Wille schuf das musikalische Fundament. Der Aufstieg gelang ihnen natürlich auch mit vielen Helfern, darunter der gerissene Manager Andrew Loog Oldham; vor allem aber mit einem Stilbewusstsein, das gerade in einer gewissen Beschränkung seine Wirkung entfaltete und immer ein Gespür für die Ökonomie eines Songs zeigte. Hinzu kam der bis heute ungebrochene Respekt vor den Vorbildern des Rock 'n' Roll wie des Chicago und Delta Blues, Chuck Berry, Muddy Waters, Buddy Guy und Jimmy Reed. Das alles spendete ihnen so viel Energie, dass sie nicht nur als Coverband der ganz frühen Jahre, sondern gerade auch als eigenständige Komponisten in der Lage waren, Amerika seine eigene Musik zurückzugeben. Dies ist die größte und mit Sicherheit bleibende kulturhistorische Leistung der Rolling Stones.
Es spricht für Keith Richards, dass er seinen Anteil daran, der ja bei fünfzig Prozent liegen dürfte, nüchtern und ohne falsche Bescheidenheit veranschlagt. Und hier kommt noch einmal das Songwriting ins Spiel. Anders als bei Lennon/McCartney war es bei Jagger/Richards wohl wirklich so, wie beide von Anfang an behaupteten: dass in jedem Song etwas von beiden steckt. Es gab zuerst vielleicht die Vorstellung von einem Riff, einer Phrase oder einer Melodie, vielleicht auch einen thematischen Zugriff, der dazu dient, irgendwelche Privatgeschichten zu verschlüsseln - wichtiger als das rein Handwerkliche ist Richards das, was er mit seiner Musik überhaupt erreichen will.
Natürlich, auch für ihn sind es zunächst Lust an der Musik und Selbstverwirklichung. Aber dahinter kommt etwas Soziales, sehr Humanes zum Vorschein: "Warum setzt man sich hin und schreibt einen Song? Vielleicht, weil man wachsen will, in das Herz eines anderen Menschen hinein. Weil man sich dort einnisten will oder zumindest eine Reaktion hervorrufen, eine Resonanz. Andere Menschen zu berühren kann zur Leidenschaft werden. Wenn man einen Song schreibt, der sich in den Köpfen festsetzt, der bis ins Herz reicht, hat man eine echte Verbindung hergestellt. Gemeinsamkeiten finden, das ist das Entscheidende - das Motiv, das uns alle erreicht, das uns alle ins Herz trifft."
Wenn man dieses Ziel im Auge behält, kommt einem die Frage, welche Frau hinter welchem Song steht, lächerlich vor - und Keith Richards bedient dieses Interesse auch nicht. Wie es trotzdem kommen konnte, dass sich die Rezeption dieses Buches vor allem um die sexuellen Aspekte dreht und eine einzige Bemerkung zu Mick Jaggers Männlichkeit aufgeblasen wird, ist genauso ein Rätsel wie der zuweilen geringschätzige Ton dieser Besprechungen. Es ist merkwürdig: Wo den Giganten anderer Künste mit wachsendem Alter immer mehr Bewunderung für ihre Lebensleistung zufällt, scheint bei den Rolling Stones nur noch die Frage interessant, wann sie endlich aufhören.
Was den Freund und Rivalen, den Bruder, wie Richards ihn nennt, den hassgeliebten Pfau, der irgendwann nur noch an sich und ans Geld denkt, während Keith Richards unbedingt die Band zusammenhalten will, so muss man dem Autobiographen auch hier einen bemerkenswerten Gerechtigkeitssinn bescheinigen.
Es gäbe noch viel aus diesem in schnoddrig-schlagfertigem Ton geschriebenen und glänzend übersetzten Buch zu berichten. Was Keith Richards selbst zu ihm beizutragen überhaupt noch in der Lage war, lässt sich kaum erraten. Sein Co-Autor oder Ghostwriter hat jedenfalls gute Arbeit geleistet. Wir wissen nun, wie eines der beiden Haupttriebwerke funktioniert, die hinter der gewaltigen Kraft der Rolling Stones stecken.
EDO REENTS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Electrifying... the intimate and moving story of one man's long strange trip over the decades, told in dead-on, visceral prose without any of the pretence, caution or self-consciousness that usually attend great artists sitting for their self-portraits NEW YORK TIMES